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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 268  30 September 2015
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Lot 5502

Estimate: 75 000 EUR
Price realized: 85 000 EUR
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SIGISMUND VON VOLKERSDORF, 1452-1461

Goldgulden o. J., Salzburg. 3,54 g. + SIGISmVnD: D: G – aRePVS • SaLCZ Das zweifeldige Stiftswappen in Fünfpaß, in den Bogenwinkeln Ringel//S RVDBeRT - VS ePISCOPV St. Rudbertus mit Mitra, segnender Rechten und Krummstab steht v. v. CNA I, A 69; Fb. -; Probszt -.

GOLD. Von allergrößter Seltenheit. 2. bekanntes Exemplar.
Attraktives Exemplar, min. Schrötlingsfehler am Rand, vorzüglich
Ein Kabinettstück von einzigartiger Bedeutung für die Salzburger Münzgeschichte. Das einzige im Handel befindliche Exemplar.

Der vorliegende Goldgulden ist die einzige bekannte Prägung in Gold von Sigismund von Volkersdorf. Neben ihm sind überhaupt nur zwei weitere Münztypen von Sigismund in Silber bekannt. Insgesamt kann von einer sehr geringen Anzahl von Prägungen dieses Erzbischofs ausgegangen werden, was die Münzen von Sigismund zu einem äußerst seltenen Zeugnis seiner Regierungszeit macht.
Der nicht datierte Goldgulden zeigt auf der Vorderseite das Stiftswappen im Fünfpass mit dem Geschlechtswappen darunter, auf dem Revers ist der stehenden St. Rudbertus, Schutzpatron des Landes Salzburg, abgebildet. Sowohl die Vorder- als auch Rückseite stellen mit diesen Darstellungen ein absolutes Novum für diese Zeit dar. Sigismund war der erste salzburger Erzbischof, der sein Geschlechtswappen auf einer Münze abbilden ließ. Wo sich bei Pilgrim von Puchheim (1365-1396) noch eine durchgehende Umschrift und das Salzburger Stiftswappen finden, zeigt dieser Goldgulden nun zum ersten Mal zusätzlich das Wappen der Adelsfamilie des Erzbischofs im Münzbild. Bei den „Herren von Gleink-Volkerstorf" ist dies der mit Hermelin überzogene Schild, hier abgebildet unterhalb des Fünfpasses. Neben der Vorderseite ist aber auch die Rückseite dieses Goldgulden äußerst bemerkenswert. Bei Salzburger Goldgulden aus der Zeit vor Sigismund finden sich diverse Heiligendarstellungen auf dem Revers. Allerdings ist dort nicht der hier abgebildete St. Rudbertus zu sehen, sondern die stehende Gestalt Johannes des Täufers. Diese Form der Darstellung, beispielsweise unter Pilgrim II., lehnte sich an das Vorbild der Florenzer Fiorino d'oro an. Lange war ein Münzbild mit dem heiligen Rudbertus erst ab den Prägungen der Neuzeit unter Leonhard von Keutschach bekannt. 1951 gelangte jedoch durch einen Tausch ein Goldgulden in den Besitz der Staatlichen Münzsammlung München, welcher den heiligen Rudbertus auf einer Salzburger Prägung zeigte, die eindeutig in die Zeit vor Leonhard von Keutschach zu verorten war. Diese sensationelle Entdeckung führe dazu, dass die numismatische Historie des Bistums Salzburg im 15. Jahrhundert erheblich ergänzt werden musste. Das Portrait des Heiligen Rudbertus, welches für die nächsten knapp 300 Jahre immer wieder auf Münzen des Erzbistums zu finden ist, wurde also bereits im Mittelalter, und nicht wie bis dahin angenommen, erst in der Neuzeit geprägt. Diese Prägung ist also auf verschiedene Art und Weise außergewöhnlich und höchst bedeutsam. Zum einen ist dies die letzte Goldprägung des Erzbistums Salzburg aus dem Mittelalter. Dazu kommen die erwähnten Besonderheiten in der Gestaltung des Goldguldens.
Sigismund I. von Volkersdorf stammte aus einem der ältesten Adelsgeschlechter Oberösterreichs, den „Herren von Gleink-Volkerstorf" (auch Volkenstorf). Er war der dritte Sohn von Georg Weisenberg von Volkersdorf, der als Patriarch der Hauptlinie des Geschlechts auf der Burg Volkersdorf nahe der Stadt Enns residierte.Sigismunds Werdegang innerhalb der Diözese begann mit seiner Ernennung 1424 zum Domherrn, und sein weiterer Aufstieg ließ nicht allzu lange auf sich warten. Bereits fünf Jahre darauf wurde Sigismund 1429 zum Dompropst berufen. Damit war er der Leiter der gesamten außerkirchlichen Angelegenheiten des Bistums Salzburg. Neben den weltlichen Aufgaben, die mit dieser Position verbunden waren, etablierte sich Sigismund zudem zu einer wichtigen Figur des klerikalen Lebens innerhalb der Diözese. Bis zu seiner Bischofsweihe vergingen jedoch noch weitere 23 Jahre, bis ihn schließlich 1452 Papst Nikolaus V. in dieses höchste Amt innerhalb des Bistums erhob.Über das Leben und Wirken Sigismunds als Erzbischof von Salzburg ist allgemein recht wenig bekannt. Die schlechte Quellenlage und kurze Amtszeit kann hier wohl als Begründung angeführt werden. Überliefert ist, dass er als Wohltäter der Armen galt, und sich durch eine ehrenhafte Lebensführung auszeichnete. Darüber hinaus wird Sigismund als fähiger Diplomat beschrieben, der sich auch in die weltlichen Themen außerhalb des Bistums einbrachte. Er trat vor allem als Friedensvermittler auf, denn seine Regierung fiel in eine höchst unruhige Zeit. Die Erhebung der Landesstände gegen Kaiser Friedrich III. führte zur wiederholten Belagerung von Wien und der Wiener Neustadt. Hier bemühte sich Sigismund mehrfach darum, den Kaiser zum Nachgeben zu bewegen.Die zweite politische Krise entwickelte sich rund um die Nachfolge von Albrecht V. auf den Königsthron von Ungarn und Böhmen. Albrechts Sohn Ladislaus Postumus (*1440 †1457) war von Geburt an Herzog und Doppelkönig, doch sein Königtum in Böhmen und Ungarn war umstritten. Denn kurz bevor Ladislaus 1440 zur Welt kam, verstarb sein Vater (der König) im Norden Ungarns.In Böhmen widersetzte sich daraufhin die Partei der Utraquisten der Thronfolge von Ladislaus. In Ungarn ließ sich Wladyslaw III. zum König krönen. Diese Thronfolgestreitigkeiten gipfelten in einem mehrere Jahre andauernden Machtkampf. Sigismund trat hier ebenfalls als Vermittler auf, und erwarb dadurch hohes Ansehen auf beiden Seiten.Als Salzburger Erzbischof des Mittelalters erhielt er, wie seine Vorgänger auch, das Privileg der Münzprägung im Erzstift und allen dazugehörigen Städten. Mit den äußerst seltenen Prägungen von Sigismund endete die Salzburger Münzprägung des Mittelalters.


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