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Paul-Francis Jacquier Numismatique Antique
Auction 40  16 October 2015
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Lot 528

Estimate: 25 000 EUR
Price realized: 35 000 EUR
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RÖMISCHE KAISERZEIT
CRISPUS, ältester Sohn des Constantin, Caesar 317-326

Miliarense, Siscia, frühes 326 (?). D N CRISPVS NOB CAES. Panzerbüste mit Lorbeerkranz von vorne gesehen rechts. Rv/ CRISPVS CAESAR/SIS. Vier Standarten nebeneinander auf Bodenlinie. C –. RIC –. Vgl. RIC 449, 198 (Constantinus I) uud 199 (Constantius II Caesar). 4,10 g. Unediertes Unicum von allergrößter Seltenheit.
Schöne zinnfarbene Tönung, vorzügliches Prachtexemplar

Ein bisher nicht bekannter Typ für Crispus. RIC datiert die beiden Miliarensen für Constantin und Constantius II Caesar im Jahre 326. Das muss kurz vor der Hinrichtigung des Crispus im Frühjahr gewesen sein. Es ist zu erwarten, dass es einen gleichen Miliarense auch für Constantin II gegeben hat.Gaius Flavius Iulius (Valerius) Crispus (* geb. ca. 300), war der Sohn Constantins des Großen und der Minervina. Ob diese mit Constantin nur liiert oder verheiratet war, lässt sich nicht belegen. Er wurde in Trier durch den christlichen Gelehrten Lactantius erzogen. Am 1. März 317 wurde Crispus gemeinsam mit seinem Halbbruder Constantin II und Licinianus Licinius, dem Sohn des Licinius, in Serdica (Sofia) zum Caesar erhoben und 318 als erster der neuerhobenen Caesares Consul. Er wurde danach noch zweimal Consul: 321 und 324.Im Jahr 320 hatte er seinen ersten militärischen Erfolg zu vermelden: Noch in jugendlichen Jahren schlug er die Franken und die Alamannen. 324 übernahm er im zweiten Krieg gegen Licinius das Kommando über die Flotte, führte sie zum Hellespont und besiegte Abantus (oder Amandus), den Admiral von Licinius, obwohl letzterer über eine wesentlich größere Flotte verfügte.Völlig überraschend wurde Crispus im Frühjahr 326 auf Befehl seines Vaters in Pola/Istrien hingerichtet. Der genaue Grund dafür ist unbekannt, denn die Quellen berichten nur Gerüchte. Nach bestimmten Quellen hatten Crispus und Fausta, Constantins Ehefrau, ein Verhältnis. Daraufhin soll Fausta ihren Stiefsohn Crispus beschuldigt haben, ihr nachzustellen, woraufhin der Kaiser seinen Sohn töten ließ. Als Constantin dann feststellte, dass die Anschuldigung falsch war, ließ er auch Fausta töten. Andere Quellen lassen vermuten, dass Fausta Crispus zugunsten ihrer eigenen Kinder ausschalten wollte. Andere Forscher nehmen an, dass Crispus ein Hochverratsdelikt zum Vorwurf gemacht wurde, in das auch Fausta verwickelt war und das somit den Tod beider zur Folge hatte.Dass Spannungen zwischen Constantin und seinem Sohn schon länger vorhanden haben, ist ziemlich sicher. Die Numismatik ist da eine gewisse Hilfe: Zum Beispiel zeigt die wohlbekannte Prägeserie « BEATA TRANQVILLITAS, dass Crispus über eine gewisse Eigenständigkeit verfügte. Diese Emission erfolgte in nur zwei Jahren (321-323) und nur in den drei westlichen Münzstätten Trier, London und Lyon, die wohl Crispus direkt unterstellt waren. Die Emission hebt sich thematisch stark von den restlichen Münzstätten und deren einförmig hergestellter Massenproduktion ab. Diese Serie ist durch eine reiche Büstenvielfalt und sonstige Schmuckelemente gekenn-zeichnet. Es gibt die meisten Varianten der Beata Tranquillitas-Emission für Crispus, was kein Zufall sein kann. Dass diese Emission abrupt aufhört, hat sicherlich mit der Anordnung von Constantin zu tun, der diesen Sonderweg nicht länger dulden mochte. Außerdem war Crispus in Trier, wie einst sein Vater, sehr beliebt, worauf Constantin sicherlich neidisch war.Nach den Regeln der Tetrarchie hätte der Caesar Crispus Anspruch darauf gehabt, Anfang 327 zum Augustus aufzusteigen; vielleicht wollte er seinen Vater, der seit 20 Jahren Kaiser war, daher zur Abdankung zwingen? Letztendlich sind die wahren Hintergründe anhand der vorhandenen Quellen aber kaum restlos aufzuklären.

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