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H.D. Rauch
Auction 102  7-10 Nov 2016
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Lot 50

Starting price: 100 000 EUR
Price realized: 170 000 EUR
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Imperium Romanum
Vitellius (69)
Aulus Vitellius als Kaiser: Aulus Vitellius Germanicus Imperator Augustus Geboren 7. September 12 oder 15 n. Chr. Gestorben 20./21. Dezember 69 n. Chr. in Rom.

(D) Aureus (7,35g), Roma, April-Dezember 69 n. Chr. (anno 822 ab urbe condita). Av.: A VITELLIVS GERMAN IMP TR P, Kopf mit Lorbeerkranz n.r. Rv.: CONCOR-DIA P R, Concordia mit Patera und Cornucopiae auf Sella n.l. RIC 72 (R), C 19 (120 Fr.), BMC 6 (stgl.), BN - (vgl. 42 von demselben Av.-Stempel), Calicó 543 (dieses Exemplar abgebildet). Winzige Kratzer und winzige Druckstellen im Avers. Erstklassiges Prachtexemplar von außergewöhnlicher Qualität, ausgezeichnet zentriert mit vollständigen Legenden und sehr gutem Portrait.
Gold R vzgl.

Ex Slg. Biaggi, 276, ex Slg. Hecht, ex Rollin & Feuardent, Slg. Vicomte G. de Ponton d'Amecourt (1887), 121. Dieses Exemplar ist abgebildet in Calicó, The Roman Aurei (2003), S. 123, Nr. 543.
Die Ursprünge der Familie des Vitellius sind unklar und waren anscheinend schon in der Antike umstritten, der Großvater des späteren Kaisers, Publius Vitellius, gehörte jedenfalls dem Ritterstand an. Die Söhne des Publius erlangten alle senatorische Würden. Die erfolgreichste Karriere machte allerdings der Vater des Kaisers, L. Vitellius, der unter Tiberius zu seinem ersten ordentlichen Konsulat gelangte. L. Vitellius scheint einen ausgeprägten Machtinstinkt gehabt zu haben. Über ein gutes Verhältnis zu Messalina, der dritten Frau des Claudius, gelangte er in die höchste Kreise im Kaiserhaus. In den Jahren 43 und 47 bekleidete L. Vitellius abermals den Konsulat, und zwar zusammen mit Kaiser Claudius, dieser erwählte ihn auch zum Kollegen für das Amt des Censors, dass beide zusammen in den Jahren 47-48 ausübten. Im Jahr 48 schließlich wurde die beiden Söhne des L. Vitellius, Aulus und Lucius, nacheinander Konsuln. Aulus Vitellius kam früh an den Kaiserhof und soll nach Sueton bereits als Knabe bei Tiberius auf Capri gelebt haben. Unter allen Nachfolgern auf dem Thron vermochte es Vitellius, stets im engeren Kreis um den jeweiligen Kaiser zu verbleiben. Selbst den Untergang Neros überstand Vitellius offenbar unbeschadet, und Galba schickte Vitellius sogar als kaiserlichen Legat zu den Truppen in der Germania Inferior. Die Armeen am Rhein waren allerdings bereits in Unruhe und begannen gegen Galba zu rebellieren. Nicht zuletzt wegen dem hohen Ansehen seines Vaters erhoben die Soldaten den Vitellius in Köln zum Kaiser. Nach dem Mord an Galba und der gewonnenen Schlacht gegen Otho zog Vitellius also als neuer Kaiser in die Hauptstadt Rom ein. Von seiner wenige Monate dauernden Herrschaft bleibt vor allem sein Ruf als Verschwender und unersättlicher Völler, der bei Gelagen gerne Brechmittel nahm, um weiteressen zu können. "Am berühmtesten war das Bankett, das sein Bruder ihm zu Ehren bei seiner Ankunft in Rom gab und bei dem zweitausend der seltensten Fische und siebentausend Vögel auf den Tisch gekommen sein sollen. Er selbst übertraf noch dieses Essen anlässlich der Einweihung einer Schüssel, die er wegen ihrer ungeheuren Ausmaße "Schild der Städteschirmerin Minerva" zu nennen pflegte. Darin wurden Lebern von Papageienfischen, Hirne von Fasanen und Pfauen, Flamingozungen und Milch von Muränen, die seine Kapitäne und Dreiruderer vom Partherreich bis zur Meerenge von Gibraltar zusammengesucht hatten, aufgetischt." (Sueton, Vitellius, 13, Übersetzung A. Lambert). Dabei ließ sich der Kaiser auch regelmäßig zu Mahlzeiten einladen zu lassen. "Während dieses Paar [das Kaiserpaar], von fremdem Geld lebend, niemals nach der Höhe einer Aufwendung forschte, gerieten seine Gastgeber in große Schwierigkeiten, von einigen wenigen freilich abgesehen, denen der Kaiser ein Gegengeschenk machte. Dabei pflegten die gleichen Personen ihn nicht einmal einen ganzen Tag über zu bewirten, vielmehr richtete eine Gruppe das Frühstück aus, eine andere den Lunch, wieder eine andere das Hauptmahl, und die letzte besorgte schließlich gewisse Arten von Nachspeisen, "Tröstungen für einen erschöpften Appetit" Denn alle die es machen konnten, waren eifrig bemüht, ihn als Gast bei sich zu sehen, so dass sie im Verlauf weniger Tage vier Millionen Sesterzen für eine Hauptmahlzeit aufwendeten." (Cassius Dio, 64, 4, 2-3, Übersetzung O. Veh). Für Numismatiker sehr interessant ist abschließend eine Bemerkung Cassius Dios, der erwähnt: "Trotz dieser Lebensweise vollbrachte Vitellius doch auch einige gute Taten. So behielt er die unter Nero, Galba und Otho geprägten Münzen bei und betrachtete ruhig ihre Abbildungen darauf...". (Cassius Dio, 64, 6, 1, Übersetzung O. Veh).

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