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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 261  11-12 March 2015
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Lot 4645

Estimate: 1000 EUR
Price realized: 1400 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BRANDENBURG-PREUSSEN
BRANDENBURG, MARKGRAFSCHAFT, SEIT DEM 14. JAHRHUNDERT KURFÜRSTENTUM

Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1640-1688. Silbermedaille 1669, unsigniert, vermutlich von G. Leygebe, auf die Rückkehr des Kurfürsten aus dem Herzogtum Preußen, gewidmet von den märkischen Ständen. Der gekrönte und geharnischte Kurfürst mit umgelegtem Mantel und mit Zepter in der Rechten reitet r.//Borussia mit Mauerkrone sitzt v. v. mit Kind auf dem Schoß und blickt zu dem preußischen Adler empor, der einen Lorbeerkranz im Schnabel hält; mit der Rechten hält sie ein Spruchband. 57,80 mm; 70,20 g. Brockmann 215.

RR Attraktives Exemplar mit hübscher Patina, sehr schön
Die vorliegende Medaille feiert die Rückkehr des Kurfürsten aus dem Herzogtum Preußen in die brandenburgische Hauptstadt Berlin. Friedrich Wilhelm war im Spätsommer 1668 zusammen mit seinen beiden ältesten Söhnen und seiner neuvermählten Gemahlin Dorothea von Berlin nach Königsberg gereist, um im dortigen Schloß am Pregel für längere Zeit zu residieren. Während dieses Aufenthalts wurde im Juni 1669 hier Prinz Philipp Wilhelm als erstes Kind aus der zweiten Ehe des Kurfürsten geboren. Die Präsenz der kurfürstlichen Familie im Herzogtum Preußen war zweifellos ein innen- und außenpolitisches Signal. Der Große Kurfürst hatte die Souveränität des Herzogtums erst einige Jahre zuvor, im 1660 geschlossenen Frieden von Oliva, errungen und die Huldigung seitens der preußischen Stände erst gut drei Jahre nach Änderung dieser neuen verfassungsmäßigen Situation in Königsberg entgegennehmen können. Gerade auch aus innenpolitischen Erwägungen war somit der Aufenthalt in der preußischen Hauptstadt sinnvoll, zumal Friedrich Wilhelm gerade in jener Zeit gegenüber den preußischen Untertanen insbesondere seine Steuerpolitik und seinen Staatsgedanken, der mit den traditionellen ständischen Privilegien in mancherlei Hinsicht kollidierte, durchzusetzen hatte. Steuerliche Forderungen hatten bereits 1667 auch in der Mark Brandenburg zu massiven Protesten geführt. Bei der Rückkehr des Herrschers von seinem mehrmonatigen preußischen Aufenthalt nach Berlin im Jahre 1669 war der Konflikt in der Mark wieder beigelegt worden, was sich auch auf dem vorliegenden Präsentstück in Bild und Schrift widerspiegelt. Die Vorderseite zeigt den Kurfürsten mit allen Insignien seiner Macht; der Boden ist mit Lorbeer- und Palmzweigen bestreut, den Emblemen von Sieg und Frieden. Die Inschrift auf dem Schriftband lautet übersetzt: "Unter Gottes Führung und des Friedens Begleitung kommt er (der Kurfürst) immer zurück" und nimmt somit direkten Bezug auf die Geschehnisse. Auf der Rückseite dieses Schaustücks bekunden die Untertanen ihrem Herrscher ihr Vertrauen: in einer von zwei Gewässerläufen durchzogenen Landschaft kniet das personifizierte Brandenburg, ein Kind als Emblem der nachwachsenden Gererationen in den Armen haltend und zu einem in den Lüften schwebenden Adler emporblickend. Der Vogel ist als Verkörperung des Hauses Brandenburg zu verstehen; er trägt den Siegeslorbeer und ein Schriftband, dessen Inschrift die ikonographische Aussage des Bildes verstärkt mit den Worten: "Unter Deinen Schwingen ist alles (Land und Leute in Deinem Reich) sicher". Möglicherweise sind die Gewässer im Bildhintergrund eine Anspielung auf den Müllroser Kanal, der zwischen 1662 und 1668 auf Geheiß Friedrich Wilhelms geschaffen wurde und eine schiffbare Verbindung zwischen Spree (bzw. Elbe) und Oder bildete; ein neuer Verkehrsweg, der fortan die Nordsee mit der Ostsee verband. Auf dieser Wasserstraße hatte die kurfürstliche Familie im Spätsommer 1668 ihre Reise nach Preußen angetreten.

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