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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 267  29-30 September 2015
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Lot 3493

Estimate: 400 EUR
Price realized: 320 EUR
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DIE LINIE BRANDENBURG-BAYREUTH
MARKGRAF CHRISTIAN, 1603-1655
Münzen des Markgrafen Christian aus der Zeit der großen Kipperinflation 1620-1622

Die Münzstätte Dachsbach. Kipper-24 Kreuzer (Sechsbätzner) 1621, Dachsbach. 4,20 g. Münzmeister Wolfgang Hanfelder und Johann Derrer. Mit Zeichen Tannenzweig auf Vorder- und Rückseite sowie Adler auf der Vorderseite und Löwenschild auf der Rückseite. Mit kleinen Kreuzen als Interpunktionszeichen. Slg. Kraaz 168 var.; Slg. Wilm. -.
RR Winz. Schrötlingsfehler, sehr schön-vorzüglich
Vorliegende Münze datiert auf 1621, das Jahr, in der die Münzstätte Dachsbach zwar in Planung, aber noch in Betrieb war. Das hier vorgestellte Exemplar müsste, soweit es überhaupt in Dachsbach und nicht in einer anderen markgräflich-brandenburgischen Münzstätte geprägt worden ist, erst 1622 mit einer um ein Jahr rückdatierten Jahreszahl geprägt worden sein.

Bereits im August 1621 hatte Wolfgang Hanfelder, Kastner des im Aischtal gelegenen Marktortes Dachsbach, die Anlage einer Kippermünzstätte daselbst beim Markgrafen beantragt und umgehend genehmigt bekommen, unter der Bedingung, dass der Markgraf der Verleger sei und Hanfelder dementsprechend Schlagschatzabgaben zu entrichten habe. Bis zur Aufnahme des Prägebetriebs verstrichen freilich noch Monate aufgrund diverser Hindernisse, so beim Erwerb einer für einen mechanisierten Münzbetrieb so wichtige Mühle. Doch Hanfelder ließ von seinem Projekt nicht ab und nahm den Hofgerichts-Rat Johann Derrer aus Kulmbach oder Prichsendorf (gemäß Schön S. 239), mit ins Boot. Erst zu Beginn des 2. Monats des darauf folgenden Jahres waren alle Voraussetzungen geschaffen, um mit dem Prägen zu beginnen. Am 4. Februar 1622 erfolgte für die Münze zu Dachsbach die Verpflichtung von Hanfelder und Derrer als Münzmeister. Die erste Zahlung des Schlagschatzes konnten sie am 15. Februar vornehmen, in den folgenden 20 Wochen erfolgten regelmäßig die weiteren obligatorischen Zahlungen (Schön S. 240). Die Schließung der Münzstätte vermutet Gebert S. 52 „in der zweiten Hälfte des August 1622". Nach dem Kulmbacher Schlagschatzbuch produzierte die Münze zu Dachsbach neben Sechsbätzern auch Taler in niedrigem Feingehalt zu 30 Batzen oder 120 Kreuzern (die in der Quelle ausdrücklich als „schlete", also schlechte, Taler bezeichnet werden, siehe Gebert S. 51). Dachsbacher Taler, von welchen letzteren nicht weniger als 7000 Stück in Dachsbach geprägt sein sollen, konnten bislang noch nicht sicher identifiziert werden. Gebert schlug vor, die heute sicher zur Münzstätte Fürth gelegten Kipper-Zwölfbätzner zu 48 Kreuzern (siehe Nrn. 4125, 4126) mit jenen Talern gleichsetzen zu können (Gebert S. 51, S. 76). Alternativ stellte er zudem die u. E. nicht haltbare Behauptung in den Raum, dass in Dachsbach geringhaltige Taler von fremdem Gepräge angefertigt sein könnten.

Gerhard Schön (S. 240) stellt in Zusammenhang mit der Dachsbacher Talerprägung hingegen einen auf das Jahr 1620 datierten, bislang nur als Klippe bezeugten, hochseltenen unsignierten Talertyp (Davenport 6259, Schultheß-Rechberg 6073, Auktion Schulthess-Rechberg'sche Sammlung 3501, Madai 3517). Ein solches, gegenüber vollwertigen Talern mit seinen 24,95 Gramm eindeutig zu leicht ausgebrachtes Exemplar ist auch in dieser Sammlung vertreten (Katalog-Nr. 3453). Schön argumentiert, dass dieser Typ in Dachsbach und nicht in Bayreuth entstanden sein kann, mit dem Verweis, dass die damals einzige Münzstätte der Markgrafschaft Bayreuth im Jahre 1620 lediglich zur Prägung von Kippergeld in Form der Drei- und Sechsbätzner privilegiert war. In Dachsbach sind hingegen nachweislich Taler geprägt worden. Schön widerspricht somit den Bearbeitern des Repertoriums, die diesen auf viereckigem Schrötling bezeugten Typ der Münzstätte Bayreuth zugewiesen und mit Fragezeichen als Probe angesprochen haben (Repertorium S. 45, Anmerkung 5). Nach seiner Darstellung hätte der Bayreuther Münzmeister Claus Oppermann die Stempel „auf dem Stempel sicher auch sein Münzzeichen angebracht, denn der Nachweis gerechter Prägungen konnte für einen Münzmeister gerade zu diesen Zeiten nur von Vorteil sein". Sollte dieser mit der Jahreszahl 1620 ausgestattete Talertyp tatsächlich erst 1622 in Dachsbach ausgeprägt worden sein, so müssten dort aber Münzen auch mit falschen, rückdatierten Jahresangaben hergestellt worden sein, eine illegitime Praxis, die durchaus in einigen Münzstätten der Kipper- und Wipperzeit gelegentlich geübt worden ist (so z. B. in der Münzstätte Freudenberg, wo Kippermünzen mit der Jahreszahl 1606, unpubliziert in einer Privatsammlung Bentheim, begegnen). Rückdatierte Erzeugnisse aus den brandenburgisch-fränkischen Kippermünzstätten sind freilich kaum belegt, uns ist lediglich ein wohl in Kulmbach geprägter Groschen mit fehlerhafter Jahreszahl 1612 bekannt (siehe Nr. 3532), dessen fehlerhafte Datierung durchaus von einer bewussten manipulativen Maßnahme anstatt von einem Missgeschick des Stempelschneiders herrühren könnte.

Als Zeichen für die Münzstätte Dachsbach respektive der damit involvierten verantwortlichen Personen führt Carl Friedrich Gebert S. 76 irrigerweise die Lilie an, da er die so gekennzeichneten 48 Kreuzer-Stücke aus der Münzstätte Fürth (siehe Nrn. 4125, 4126) als Kippertaler nach Dachsbach glaubt legen zu können. Ferner verzeichnet er das Zeichen „dreiteiliges Blatt" (in unserem Katalog geführt als „Knospe") des auch für Dachsbach arbeitenden Fürther Stempelschneiders Conrad Stutz. Einen anderen Entwurf liefert Gerhard Schön (Schön S. 290): Wolfgang Hanfelder ordnet er das bislang für Kulmbach in Beschlag genommene Signet in Form zweier spiegelmonogrammartig verschlungener C-förmiger Zeichen, Johann Derrer ein sogenanntes, aus der Heraldik entlehntes „oberhalbes Schachroch" zu (siehe unten, Anmerkung zu Nr. 3502).

Das im Scheitelpunkt der Vorder- und Rückseitenumschriften hier vorhandene Zeichen bezeichnet Gerhard Schön als „oberhalbes Schachroch" Das Schachroch ist in der Heraldik die bildliche Umsetzung der Turmfigur des Schachspiels. Er ordnet es dem Münzmeister Johann Derrer zu, „wohl verwandt mit der Nürnberger Patrizierfamilie der Derrer von der Unterbürg" (Schön S. 239) und verweist auf deren Familienwappen, das als heraldisches Teilelement ein Schachroch enthält.



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