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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 267  29-30 September 2015
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Lot 5193

Estimate: 300 EUR
Price realized: 400 EUR
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DIE STEMPELUNG VON VOLLWERTIGEN GULDEN DER ZWEITEN KIPPERZEIT (1675-1690) DURCH DEN FRÄNKISCHEN REICHSKREIS
DIE STEMPELUNG IN DER KREISMÜNZSTÄTTE NÜRNBERG
Ein Gulden von Trier mit dem Stempel der Kreismünzstätte Nürnberg

Erzbistum Trier. Johann Hugo von Orsbeck, 1676-1711. 2/3 Taler 1690, Koblenz, mit Gegenstempel des Fränkischen Kreises auf der Vorderseite: 60.N über verschlungenem Monogramm FC. 15,18 g. Dav. 1023; v. Schr. - (vgl. 632 Rückseite).
Von großer Seltenheit. Henkel- und Bearbeitungsspuren, schön-sehr schön
Johann Christian Reich gehört zu den produktivsten Medailleuren der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert mit einem umfangreichen Spektrum an im Medaillenbild verarbeiteten Themen. Er wurde am 2. April 1730 in Eisenberg, Sachsen-Altenburg (heute Sachsen-Anhalt) geboren. Zunächst erlernte er den Beruf des Orgelmachers. 1754 ist er in Fürth als Mitglied der Gürtlerzunft belegt – Gürtler waren in der Frühen Neuzeit Metall verarbeitende Kunsthandwerker, die oftmals in Schmieden oder Schlossereien angestellt waren (heute: Metallbildner). Sie bearbeiteten und verformten Metallteile zur Herstellung und Verzierung von Gebrauchs- oder Schmuckgegenständen. Seine Arbeit als Medailleur begann wohl um 1771/1772, da aus diesem Zeitraum die ersten datierten Stücke nachweisbar sind. Die ersten größeren Stücke fertigte Reich 1773 auf die Aufhebung des Jesuitenordens. 1787 wurde er ansbachischer, dann königlich-preußischer Hofmedailleur. 1806 wechselte er in bayerische Dienste und wurde königlicher Hofmedailleur unter Maximilian I. Joseph (1799/1806-1825). Neben zahlreichen Medaillen, Jetons und Rechenpfennigen fertigte Reich auch Uhren sowie physikalische und mathematische Instrumente. Den Ausdruck „Dantes" prägte er direkt auf die damit im 18./19. Jahrhundert bezeichneten Spielmarken und Rechenpfennige. Möglicherweise ist der Begriff von dem Ausdruck „Nürnberger Tand" abgeleitet – „Nürnberger Tand geht durch alle Land" war ein geflügeltes Wort für die in großen Mengen gefertigten Produkte (besonders der Spielwarenindustrie) der Stadt im 19. Jahrhundert. Johann Christian Reich starb am 31. März 1814 in Fürth.
Sein am 16. August 1767 in Fürth geborener Sohn Johann Matthäus (oder Matthias) Reich war zunächst von 1789 bis 1800 in der väterlichen Werkstatt tätig, bevor er 1800 in die Vereinigten Staaten (Philadelphia) auswanderte, wo er 1833 in Albany (New York) starb. Es bereitet heute Schwierigkeiten, die ausschließlich mit dem Familiennamen REICH oder R. beziehungsweise R. F. gekennzeichneten Prägungen entweder dem Vater oder dem Sohn zuzuweisen, allerdings geht man davon aus, dass ein Großteil der zwischen 1789 und 1800 hergestellten Rechenpfennige und Jetons eher Johann Matthäus Reich zugeordnet werden müssen. Vielleicht handelt es sich aber auch um „Gemeinschaftsarbeiten" der beiden innerhalb dieses Zeitraum äußerst produktiven Medailleure. Leichter zuzuweisen sind die mit dem vollen Namen des Vaters als I. C. REICH oder IOH. CHR. REICH (oftmals durch den Zusatz F = fecit ergänzt) signierten Stücke. Besonders interessant ist die Titulatur IOH. CHRIST. REICH. H(och) F(ürstlich). ANSPACH. HOF. METALLIER auf einer Prägung des Sohnes auf den Vater.
Fischer, D. / Maué, H.: Die Medaillen der Hohenzollern in Franken, Nürnberg 2000, S. 296.
Forrer, L.: Biographical Dictionary of Medallists, London 1912, S. 69-72.
Meissner, M.: Über den Hochfürstlich Ansbachischen Hofmedailleur Johann Christian Reich, in: Blätter für Münzfreunde 200 (1894), Sp. 1925-1926.
Olding, M.: Die Medaillen auf Friedrich den Großen von Preußen 1712 bis 1786, Regenstauf 2003, S. 13.



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