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London Coin Galleries - Künker
Auction 1  30 October 2015
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Lot 41

Estimate: 10 000 GBP
Price realized: 55 000 GBP
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DIE LÖSER DER WELFENHERZÖGE VON BRAUNSCHWEIG UND LÜNEBURG
DAS FÜRSTENTUM BRAUNSCHWEIG-WOLFENBÜTTEL
HERZOG FRIEDRICH ULRICH, 1613-1634
Jacobslöser des Herzogs Friedrich Ulrich

Löser zu 4 Reichstalern 1625, Goslar oder Zellerfeld. Ausbeute der Grube St. Jacob in Lautenthal. Mit Wertpunze; 116,53 g. Münzmeister Hermann Schlanbusch. Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen, r. wilder Mann mit Baumstamm als Schildhalter, oben die geteilte Jahreszahl 16 - 25//St. Jacob steht v. v. mit Pilgerstab und Buch auf blumenbewachsenem Boden, zu den Seiten Schrift, oben strahlender Name Jehovas, unten Kartusche mit eingepunzter Wertzahl. Dav. 54; Duve 13; Müseler 10.2/50 a; Welter 1030.
Von größter Seltenheit. Feine Patina, fast vorzügliches Exemplar

Exemplar der Auktion Riechmann & Co., Halle/Saale 1919, Nr. 1925 und der Auktion Schulten + Co., Köln, März 1986, Nr. 1897.Die Grube Großer St. Jacob im Lautental wird erstmals 1561 erwähnt. Um 1600 begann die Ausbeute der Grube ständig zurückzugehen, so dass nach und nach alle Gewerke ihre Kuxe wegen der hohen Zubuße aufgaben. Deshalb übernahm der Wolfenbütteler Herzog spätestens Anfang des Jahres 1623 den Betrieb. Dank großen Kapitaleinsatzes konnte das Bergwerk schnell wieder rentabel gemacht werden, so dass der Herzog aus dem Silber seiner Grube St. Jakob bereits 1625 erste Schaumünzen prägen konnte, die als St. Jacobslöser in der Numismatik bezeichnet werden. Von berggeschichtlich höchstem Interesse ist die Umschrift des Lösers. Sie lautet in Übersetzung:
Siehe, die zuvor zerschlagene Laute des metallliefernden Jacob bringt nun eine über das Maß hinausgehende Menge an Silber. Bei der zerschlagenen Laute handelt es sich um eine poetische Umschreibung der Tatsache,
dass die Grube im Lautental keine Ausbeute mehr brachte und nun, nach der Übernahme des Herzogs so viel Silber erbrachte, dass eine umfangreiche Münzprägung initiiert werden konnte. Dass die Umschrift von einem an der lateinischen Sprache geschulten Poeten erdacht wurde, sieht man auch an der kurzen, ergänzenden Devise. Sie ist doppeldeutig. Sine deo nihil feliciter succedit kann sowohl "ohne Gott gelingt nichts auf glückliche Weise" heißen, als auch – im Zusammenhang mit einer Grube besonders passend – "ohne Gott steigt nichts glücklich empor". Vielleicht war Friedrich Ulrich selbst verantwortlich für die Gestaltung der Umschrift. Sein Interesse an der höfischen Dichtung ist bekannt. Er war für damalige Verhältnisse hoch gebildet und wurde eines der ersten Mitglieder der Fruchtbringenden Gesellschaft. Bei dieser Vereinigung handelt es sich um die erste deutsche Sprachakademie, die bis zu 890 Mitglieder zumeist aus dem hohen Adel und dem Reichsfürstenstand hatte.Die Jakobslöser wurden im Gewicht von 4, 3, 2 und 1 1/2 Talern ausgegeben. Auch Goldabschläge existieren. Merkwürdigerweise unterblieb bei dieser Emission häufig die Einpunzung der Wertzahl auf der dafür freigehaltenen Fläche zu Füßen des hl. Jakob. In der Vergangenheit wurde der Prägeort dieser Emission diskutiert. Fiala und ihm folgend Duve legten ihn nach Clausthal, da er das Münzmeisterzeichen Henning Schreiber zuordnete, der von 1622 bis 1640 in Clausthal tätig war. Tatsächlich dürfte sich das Münzzeichen eher auf den Wolfenbütteler Münzmeister Heinrich Schlanbusch beziehen, von dem aus dem Jahr 1625 eine Münzrechnung erhalten ist, die festhält, dass Silber aus der "Zeche S. Jacob im Lautenthall" in die "fürstl. Goßlarische Muntze gelieffert" wurde.1634 entstand eine weitere Serie von Lösern, die das Motiv des hl. Jacob wieder aufnehmen, diesen aber in eine interessante Kompositlandschaft stellen (siehe Nrn. 47-49). Rechts von ihm ist die Grube St. Jacob zu sehen, vor ihm erstreckt sich der Strand des Atlantiks mit einer Fülle von Jakobsmuscheln. Im linken Hintergrund steht eine Kirche auf einem Berg. Ob es sich dabei um die Anlage des im 30jährigen Krieg schwer zerstörten Lautenthals handelt, oder vielleicht um die Wallfahrtskirche in Santiago di Compostela, ist umstritten. Interessant ist die Umschrift der Bildseite. Sie lautet in Übersetzung: Die Früchte des Ozeans sind Muscheln und Metalle. Wie die Muscheln vermehre unsere Metalle, oh Herr. Wir verbinden mit diesem Sinnspruch eine Beobachtung der frühneuzeitlichen Bergleute, die in den unterirdischen Gängen immer wieder Gesteine sahen, in denen versteinerte Meerestiere zu erkennen waren. Man schloss daraus, dass sich die Metalle wie die Muscheln als Erzeugnisse des Meeres abgelagert hätten, also "Früchte des Ozeans" seien. Für diesen Typ des Lösers kennen wir zwei Stempel. Der erste, wesentlich seltenere kommt nur im 10fachen Talergewicht vor (siehe Nr. 49). Er zeigt die Sonne ohne Gesicht und die Kirche im Hintergrund mit zwei Türmen. Der zweite, wesentlich detailreichere Stempel versieht die prachtvolle Sonne mit einem Gesicht und zeigt die Kirchenanlage mit nur einem Turm (siehe Nrn. 47 und 48). Er wurde für Stücke im 6, 8, 10 und 12fachen Talergewicht benutzt.

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