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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 271  4 February 2016
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Lot 120

Estimate: 30 000 EUR
Price realized: 30 000 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BRANDENBURG-PREUSSEN
Friedrich Wilhelm III., 1797-1840

Goldmedaille zu 16 Dukaten o. J. Prämie für Menschenrettung aus Lebensgefahr, von D. F. Loos. FRIEDRICH WILHELM III KOENIG VON PREUSSEN / BELOHNER DER RETTENDEN NÆCHSTENLIEBE Brustbild l.// * WAS IHR GETHAN HABT EINEM UNTER DIESEN MEINEN GERINGSTEN BRÜDERN, DAS HABT IHR MIR GETHAN Ein Haus wird von Sturm, Gewitter und Wasser bedroht, ein aus Wolken kommender Arm drängt die Elemente mit einem Schild zurück, im Abschnitt MATTH • 25 V • 40. 49,99 mm; 54,98 g. Dazu: Originales persönliches Verleihungsschreiben von König Friedrich Wilhelm III. für den Prediger Krüger zu Steinhoefel bei Neu-Angermünde, datiert am 3. Mai 1804, mit Originalunterschrift Friedrich Wilhelms III., Doppelblatt, doppelt gefaltet und altersbedingt am Rande und in den Faltungen etwas eingerissen. Angeboten mit Photokopien von drei Fachartikeln von Lothar Tewes zu dieser Medaille. Bolzenthal 17; HP2 7.88.1; NI2 2468; OEK20 1862/1; PRK 480a; Slg. Brettauer 3778 (dort in Silber); Slg. Henckel 2006 (dort in Silber); Sommer V4.
GOLD. In Gold von allergrößter Seltenheit. Das einzige im Handel befindliche Exemplar.
In originalem Verleihungsetui. Kl. Randfehler, vorzüglich-Stempelglanz
Für diese wohl einzigartige Goldmedaille existiert bis dato weder ein Nachweis in einer Münzauktion noch aus dem Münzhandel überhaupt. Ebenso fehlt jeglicher Standortnachweis in staatlichen oder privaten Museen bzw. Sammlungen. Lediglich Idzikowska (siehe, wie auch für alle folgenden Belege, weiterführende Literatur) beschreibt einen Münz- und Medaillenhumpen aus dem Besitz des Polnischen Nationalmuseums in Warschau, in dessen Deckel eine solche eingelötet ist. Somit ist diese Medaille, insbesondere auch durch das beigefügte originale Verleihungsschreiben, zu betrachten als von größter historischer Bedeutung und außerordentlicher Seltenheit.Aufgrund einer Anregung vom 3. Februar 1802 von L. F. von Hake (bzw. Hacke), von 1790 bis 1819 Landrat des Kreises Teltow, stiftete König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, regierte seit 1797) mit Allerhöchster Entschließung vom 6. März 1802 eine „ . . . Prämien-Medaille (Belohnungsmedaille) für alle diejenigen, welche sich zur Rettung und Hülfe ihrer Mitbürger im Gefahr begaben . . . ". Mit der Anfertigung von Prägestempeln nach Entwürfen von Johann Jacob Engel (1741–1802) und Johann Gottfried Schadow (1764–1850) wurden sowohl Daniel Friedrich Loos (1735–1819) – Loos selbst schnitt den Avers-Stempel, sein Mitarbeiter Johann Veit Döll (1750–1835) den Revers-Stempel – als auch Abraham Abramson (1752/4–1811) beauftragt. Allerdings gab der König (laut Tewes – Die Preußische Rettungsmedaille von 1802, S. 20 f.) der Ausführung von Loos den Vorzug, so daß tatsächlich nur ein heute nicht mehr existentes Vorlage-Exemplar in Gold von Abramson geprägt wurde. Sämtliche nachfolgenden Prägungen goldener und silberner Medaillen erfolgten ausschließlich mit den Stempeln von Loos / Döll.Gemäß den Prägeakten der Königlichen Münze in Berlin aus den Jahren 1802 bis 1820 (laut Tewes – Die preußische goldene Rettungsmedaille von 1802, S. 16) wurden im Oktober 1802 zwei nicht tragbare goldene Medaillen (zu 20 Dukaten) – eben die beiden Vorlage-Exemplare – geprägt, im Frühjahr und im Dezember 1804 jeweils eine (zu 16 Dukaten) mit Henkel (zusammen mit 12 silbernen Exemplaren, verliehen an Helfer der schlesischen Hochwasser-Katastrophe von 1804) und im Juli 1806 eine weitere, nicht tragbare (zu 20 Dukaten). Weitere Prägungen einer goldenen Medaille sind nicht nachzuweisen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, daß ein oder mehrere Stücke später im Loos'schen Atelier geprägt wurden, die entsprechenden Prägeakten jedoch nicht mehr verfügbar sind.Möglich sind Verleihungen bis 1833, worüber jedoch weder die Prägeakten noch andere Quellen Auskünfte erteilen, ebensowenig wie über die Prägung der hier angebotenen nicht tragbaren goldenen Medaille zu 16 Dukaten. Tewes jedoch liefert in seiner Arbeit (a. a. O., S. 16) eine plausible Erklärung, wie es wohl dennoch zur Prägung einer nicht tragbaren goldenen Medaille zu 16 Dukaten und deren Verleihung gekommen ist.Die hier angebotene Medaille ist mit Handschreiben Friedrich Wilhelms III. mit Datum vom 3. Mai 1804 an den lutherischen Prediger Christoph Ludwig Krüger (1736–1820) verliehen worden mit den Worten: „ . . . so gebe ich Euch gern Meine vollkommene Zufriedenheit und meinen aufrichtigen Dank für obige Schrift zu erkennen, den ich mit beykommender goldenen Medaille begleite als Euer gnädiger König."Krüger, ein gemäßigter Lutheraner und Vorkämpfer der von Friedrich Wilhelm III. angestrebten und schließlich 1817 verwirklichten Evangelischen Union (Evangelische Kirche der altpreußischen Union), war Pastor von Steinhoefel und Wilmersdorf (in der Uckermark) und hatte dem König die 1804 erschienene zweite überarbeitete Auflage seines Buches „Anmerkungen zu Dr. Martin Luthers kleinen Katechismus" gewidmet.Bemerkenswert ist der Umstand, daß Krüger vom König eine „Medaille für Rettung aus Gefahr" und nicht eine andere erhalten hat. Allerdings erachtete der König dies wohl, entgegen den präzisen Vorschriften seines eigenen Allerhöchsten Entschlusses vom 6. März 1802, für überaus angebracht, führt er doch in dem beigefügten Schreiben selbst aus: „ . . . Es ist sehr wahr, daß noch kein Staat ohne öffentliche Achtung der Religion bestanden, diese aber in christlichen Staaten ohne alle Rettung (!) verlohren gehen müßte, wenn das Christentum außer Achtung kommt. . . " Indem er also in Pastor Krüger durch dessen Buch einen Retter der Seelen sah, war auch die Verleihung einer Medaille für Rettung aus Gefahr durchaus passend.Weiterführende Literatur: Bruhn, Dieter: Johann Veit Döll, Bd. II und III. Suhl ohne Jahr. S. 290. – Bolzenthal, Heinrich – Denkmünzen zur Geschichte des Königs Friedrich Wilhelm III. Berlin 1841. Nr. 179. – Cramer, E.: Unbekanntes Heldentum – Das Ehrenbuch der Lebensretter. Berlin 1938. S. 13 ff. – Heyde, Friedhelm: Die altpreußischen Orden, Ehrenzeichen, Ehrenmedaillen, sonstigen Auszeichnungen und ihre brandenburgischen Vorläufer (1701–1809). Osnabrück 1979. Abteilung A, S. 101 f., Nr. 218; Abteilung B., S. 72 ff. – Hoffmann, Tassilo: Jacob Abraham und Abraham Abramson – 55 Jahre Berliner Medaillenkunst 1755 – 1810. Frankfurt a. M. 1927. – Idzikowska, Barbara: Beschreibung eines Saganer Münz- und Medaillenhumpen aus der Zeit Friedrich Wilhelms III. In: Wiadomosci Numizmatyczne, Rck LVIII (Warschau 2014), Zeszyt 1–2. S. 143 ff. – Schneider, Louis: Die Medaille für Rettung aus Gefahr. Berlin 1867. S. 2 ff. – Sommer, Klaus: Die Medaillen des Königlich Preußischen Hof-Medailleurs Daniel Friedrich Loos und seines Ateliers. Osnabrück 1981. S. 208, Nr. V4. – Tewes, Lothar: Die preußische Rettungsmedaille von 1802. In: Orden-Militaria-Magazin, 14. Jahrgang (1995), Nr. 69. S. 20 ff. – Tewes, Lothar: Preußische Medaillen für Rettungstaten, vor Inkrafttreten der Allerhöchsten Verordnung vom 6. März 1802. In: Orden-Militaria-Magazin, 14. Jahrgang (1995), Nr. 69. S. 17 f. – Tewes, Lothar: Die preußische goldene Rettungsmedaille von 1802, verliehen für Seelsorge. In: Orden und Ehrenzeichen, 1. Jahrgang (1999), Nr. 3. S. 13 ff. (In diesem Artikel beschreibt der Autor genau diese hier angebotene Medaille und ihre Verleihung).

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