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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 274  15-16 March 2016
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Lot 1727

Estimate: 10 000 EUR
Price realized: 11 000 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
BRANDENBURG-PREUSSEN
BEDEUTENDE SAMMLUNG VON EISENGUSSPLAKETTEN DER KÖNIGLICHEN EISENGIESSEREI SAYNERHÜTTE BEI BENDORF AM RHEIN

Bedeutende Sammlung von Eisengußplaketten der „Königlichen Eisengießerei zu Saynerhütte bei Ehrenbreitstein". Die 48 Exemplare umfassende Kollektion besteht aus 43 Neujahrsplaketten aus den Jahren 1820/1821 bis 1865 mit Darstellungen von Bau- und Kunstdenkmälern des Rheinlandes und Westfalens sowie fünf weiteren Eisengußplaketten mit diversen anderen Motiven. Sämtliche Exemplare sind werkstattmäßig geschwärzt.
Die Gruppe der Neujahrsplaketten beinhaltet Stücke folgender Jahre:
1) Neujahrsplakette (Handelsexemplar mit vertiefter Jahreszahl 1821 auf der Rückseite) 1820/1821, Modell von L. Posch, mit Ansicht des noch unvollendeten Kölner Doms von der Rheinseite aus. Arenhövel 47 (dort mit Jahr 1820 verzeichnet).
2) Neujahrsplakette 1821 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Ansicht der Sayner Hütte und ihrer unmittelbaren Umland samt dem benachbarten Friedrichswerk. Arenhövel 48.
3, 4) Neujahrsplakette 1825, Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Ansicht der Münsterkirche zu Bonn. Hier in zwei Varianten (Grußexemplare), die u. a. in der Gestaltung der Aufschrift erheblich voneinander abweichen. Arenhövel 52, 52 var.
5) Neujahrsplakette 1826 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Darstellung des Königsstuhls zu Rhens bei Stolzenfels am Rhein. Arenhövel 53.
6) Neujahrsplakette 1827 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, Stiftskirche zu Schwarzrheindorf bei Bonn. Arenhövel 54.
7, 8) Neujahrsplakette 1828, Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Darstellung des vormaligen Portals zu Remagen am Rhein. Hier in zwei Versionen (Grußexemplare): in der ersten, schlichten Ausführung, ohne Personenstaffage sowie auch in der zweiten Ausführung mit Darstellung eines Mannes im Tor und Landschaft im Hintergrund. Arenhövel 55 (1. und 2. Ausführung).
9) Neujahrsplakette 1829 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Darstellung des Grabmals Cunos von Falkenstein in der Kirche St. Castor zu Koblenz. Arenhövel 56.
10) Neujahrsplakette 1831 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Blick von Südost auf die Stiftskirche St. Martin und St. Severus zu Münstermaifeld. Arenhövel 58.
11) Neujahrsplakette 1832 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit dem Westportal der Liebfrauenkirche zu Andernach. Arenhövel 59.
12) Neujahrsplakette 1833 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Darstellung des Hochkreuzes bei Godesberg. Arenhövel 60.
13) Neujahrsplakette 1834 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Blick auf den Chor der Kirchenruine der Zisterzienserabtei Heisterbach. Arenhövel 61.
14) Neujahrsplakette 1835 (Grußexemplar), Modell vermutlich von H. Zumpft, mit Blick von Südwest auf die Kirche zu Sinzig am Rhein. Arenhövel 62.
15) Neujahrsplakette 1836 (Grußexemplar), Modell von C. C. Kramer, mit Blick von Südost auf die St. Castorkirche zu Koblenz. Arenhövel 63.
16) Neujahrsplakette 1837 (Grußexemplar), Modell gemäß Arenhövel von C. C. Kramer (die Signatur auf der Vorderseite deutet indes auf H. Zumpft), mit Ansicht der Klosterkirche zu Maria Laach von Südwest. Arenhövel 64.
17) Neujahrsplakette 1838 (Grußexemplar), Modell von C. C. Kramer, mit Blick von Nordost auf die Stiftskirche St. Quirin in Neuss. Arenhövel 65 var. (dort ein Handelsexemplar beschrieben und abgebildet).
18, 19) Neujahrsplakette 1839, Modell von C. C. Kramer, mit Darstellung von Osten der Stiftskirche St. Aposteln in Köln. Hier in 2 Versionen: ein Grußexemplar mit der Aufschrift SAYNERHÜTTE und der römischen Jahreszahl im Feld links oben sowie ein Handelsexemplar, dessen Vorderseite weder die Bezeichnung des Herstellers noch die Jahreszahl trägt. Arenhövel 66.
20) Neujahrsplakette 1840 (Grußexemplar), Modell vermutlich von C. C. Kramer mit Darstellung von Südost der Stiftskirche St. Gereon zu Köln. Arenhövel 67 var. (dort ein Handelsexemplar beschrieben und abgebildet).
21) Neujahrsplakette 1841 (Grußexemplar), Modell vermutlich von C. C. Kramer, mit der ursprünglichen Ansicht des Domes zu Trier aus dem XI. Jahrhundert. Arenhövel 68.
22) Neujahrsplakette 1842 (Handelsexemplar), Modell von W. Weigelt, mit Blick von Süden auf die Stiftskirche St. Kunibert in Köln. Arenhövel 69.
23) Neujahrsplakette 1843 (Grußexemplar) mit der ursprünglichen Ansicht des Münsters in Aachen aus dem VIII. Jahrhundert. Arenhövel 70.24) Neujahrsplakette 1844 (Grußexemplar), Modell von W. Weigelt, mit Ansicht der Ruine der Wernerskirche unterhalb Stahleck bei Bacharach. Arenhövel 71.
25) Neujahrsplakette 1845 (Grußexemplar), Modell von W. Weigelt, mit Blick von Südost auf die Mathias-Kapelle bei Kobern an der Untermosel. Arenhövel 72 (dort der spätere Nachguß eines Handelsexemplars abgebildet).
26) Neujahrsplakette 1846 (Grußexemplar), Modell von W. Weigelt, mit Darstellung von Norden der Abteikirche Altenberg bei Odenthal respektive des Altenberger Doms. Arenhövel 73 (dort ein Handelsexemplar abgebildet).
27) Neujahrsplakette 1847 (Grußexemplar), Modell von W. Weigelt, mit Blick von Süden auf die St. Apolinariskirche bei Remagen. Arenhövel 74.
28, 29) Neujahrsplakette 1848, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht des Südportals des Kölner Doms. Hier vorhanden sind 2 Exemplare, davon eines in einem mit rotem, goldgeprägtem Leder bezogenen Originaletui, das innen mit weißem Taft ausgeschlagen ist. Arenhövel 75 (2 Stück).
30) Neujahrsplakette 1849, Modell von W. Weigelt, mit Blick von Nordwest auf den Dom zu Limburg Arenhövel 76.
31) Neujahrsplakette 1850, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht der Porta Nigra zu Trier. Arenhövel 77.
32) Neujahrsplakette 1851, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht der Kirche zu Werden an der Ruhr. Arenhövel 78.
33) Neujahrsplakette 1853, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht des Tabernakels im Kölner Dom. Arenhövel 80.
34) Neujahrsplakette 1854, Modell von W. Weigelt, mit Blick von Südwest auf die Kirche St. Maria zur Wiese in Soest, Arenhövel 81 (dort eine schwarz lackierte Gelbgußplakette beschrieben und abgebildet).
35) Neujahrsplakette 1855, Modell von W. Weigelt, mit Darstellung von Südosten der Münsterkirche zu Aachen respektive des Aachener Domes. Arenhövel 82.
36) Neujahrsplakette 1856, Modell von W. Weigelt, mit Blick von Nordwesten auf die Klosterkirche in Ravengirsburg bei Simmern. Arenhövel 83.
37) Neujahrsplakette 1857, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht von Westen auf den Dom zu Xanten. Arenhövel 84.
38) Neujahrsplakette 1859, Modell von W. Weigelt, mit Blick auf die Kirche zu Wissel bei Kalkar. Arenhövel 86.
39) Neujahrsplakette 1860, Modell von W. Weigelt, mit Darstellung der Nordfassade der Kirche zu Kempen. Arenhövel 87.
40) Neujahrsplakette 1862 mit Ansicht von Südost der Abteikirche Knechtsteden, westlich von Dormagen. Arenhövel 89.
41) Neujahrsplakette 1863, Modell von W. Weigelt, mit Abbild der Kirche zu Offenbach am Glan im Pfälzer Bergland. Arenhövel 90. Hier mit beigefügter zeitgenössischer Beschreibung der Kirche auf beidseitig bedrucktem Karton der Buchdruckerei des Verlegers R(udolph). F(riedrich). (Christian) Hergt in Koblenz.
42) Neujahrsplakette 1864, Modell von W. Weigelt, mit Blick auf den Turm der St. Martinskirche zu Münstermaifeld. Arenhövel 91.
43) Neujahrsplakette 1865, Modell von W. Weigelt, mit Ansicht des (Alten) Turms zu Mettlach. Arenhövel 92.
44) Medaillon der Saynerhütte nach einem Modell von L. Posch, auf Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen (der spätere König Friedrich Wilhelm IV., geboren 1795, gestorben 1861). Forschler-Tarrasch 89.
45) Medaillon der Saynerhütte nach einem Modell von L. Posch, auf Kronprinzessin Elisabeth Ludovica von Preußen, Tochter des Königs Maximilian I. Joseph von Bayern, vermählt 1823 mit Kronprinz Friedrich Wilhem von Preußen. Forschler-Tarrasch 96.
46) Medaillon der Saynerhütte auf den 22. August 1850, mit einem Arrangement aus zwei Füllhörnern und den mit einer Adelskrone überhöhten Initialen S. und E. sowie einer umrahmenden Girlande. Arenhövel -.
47) einseitige hochovale Plakette o. J., Modell von L. Posch (angefertigt 1817/1818), wohl aus der Saynerhütte, mit dem Profilbild des Apostels Paulus, nach einem von L. Posch 1817/1818 gearbeiteten Modell gefertigt, ungemarkt und rückseitig mit der inkusen Zahl 14 bezeichnet. Arenhövel 181.
48) quadratische Eisengußplakette mit zentralem Medaillon, bezeichnet mit „DAS ALTE SIEGEL MIT DER PFALZ IM RHEIN".
48 Stück. Hervorragendes Ensemble von hoher künstlerischer Bedeutung. Meist vorzüglich

Aus Gußeisen sind in den deutschen Landen spätestens seit dem 15. Jahrhundert diverse Objekte und gröbere Gerätschaften gefertigt worden. Waren es zunächst vornehmlich Geschützkugeln und gröbere Gerätschaften zum alltäglichen Gebrauch, so kamen im 16. Jahrhundert im Gußverfahren hergestellte eiserne Ofenplatten mit Reliefschmuck oder ganze gusseiserne Öfen hinzu. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ermöglichte der Stand der Technik die detaillierte Formung kleinteiliger Gegenstände, die anstatt in höherwertigen Metallen nun in preiswerterem Eisen produziert werden konnten. Diese wurden in der Regel geschwärzt respektive schwarz gebrannt, zum einen zum Schutz der Oberfläche, zum anderen aus ästhetischen Gründen. Spätestens seit den Befreiungskriegen waren solche künstlerisch gefertigten Eisengussobjekte am Hofe und beim Bürgertum beliebt und gefragt. Wenngleich das breite Interesse für den Eisenkunstguß bereits in der Mitte der Dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts seinen Zenit überschritten hatte, so fanden die in dieser Fertigungstechnik geschaffenen Zierobjekte noch über mindestens eine weitere Generation darüber hinaus ihre Abnehmer. Die gesunkene Nachfrage führte aber schließlich, spätestens in den sechziger bis achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, zur Vernachlässigung des Kunstgusses, was mancherorts die Aufgabe der künstlerischen Ateliers in den Gießereien zur Folge hatte.Die ersten eisernen Eisenkunstgußobjekte entstanden 1784 in der Gießerei des Hüttenwerks zu Lauchhammer im südlichen Brandenburg, das bereits 1725 von privater Seite gegründet worden war.Ebenso wurden im Königreich Preußen um 1800 zwei bedeutende Staatsbetriebe gegründet, die seit 1796 betriebene Hütte im Gleiwitz im Westen des an Eisenerzvorkommen reichen Oberschlesiens sowie die ab 1804 in Betrieb genommene königliche Eisengießerei Berlin. Die Berliner Werkstätte nahm unter den beiden eine führende Rolle ein und lieferte vielfach die Fertigungsmodelle aufgrund der bestehenden unmittelbaren Kontakte zu den Kunstschaffenden. Parallel zur Erzeugung technischer und architektonischer Objekte, Geschützen und Geschossen bis hin zu Großgußwerken erfolgte im 19. Jahrhundert sowohl in Gleiwitz als auch in Berlin die Produktion von künstlerisch gestalteten Wohnaccessoires und Objekten des privaten Lebens bis hin zu feinen Kleinobjekten, wie Schmuckstücken (seit 1806), Gemmen, Medaillen und Plaketten.Mit der Integrierung weiter Teile des Rheinlandes in das preußische Staatsgebiet gemäß der Wiener Kongreßakte vom Juni 1815 wurde die Sayner Hütte zum dritten bedeutenden staatlich-preußischen Gießerei mit entsprechendem künstlerischen Zweig, obgleich auch hier die Erzeugung von Geschützen, Geschossen und anderen technischen Vorrichtungen und Produkten ein maßgebliche Sparte bildete. Schon bald nach der Übernahme der Anlage entstand eine Abteilung für Kunstguß. Die Sayner Hütte war bereits 1769/1770 im Auftrag des Trierer Erzbischofs Clemens Wenzel von Sachsen errichtet und nach der Säkularisation dem Herzogtum Nassau zugeschlagen worden. In der Regel erhielt die „Königliche Eisengießerei zu Saynerhütte" ihre Fertigungsmodelle aus Berlin oder Gleiwitz, so die vom Berliner Bildhauer und Porträtmedailleur Leonhard Posch kreierten Vorlagen für Bildnisplaketten, wie jene auch vereinzelt in dieser Sammlung vertreten sind. In geringerem Maße entstanden in Sayn aber auch Eigenschöpfungen von Modellen. In Anlehnung an die Neujahrsplaketten, die die Königliche Eisengießerei in Berlin zwischen 1805 und 1848 für den königlichen Hof, Behörden und Geschäftsfreunde herausgegeben hatte, fertigte die Sayner Gießwerkstatt überwiegend nach eigenen Mustern solche Jahresgaben für 1819 bis 1865. Eine Unterscheidung ist hier vorzunehmen einerseits zwischen den als amtliche Geschenkausgaben geltenden sogenannten „Grußexemplaren", die zumeist auf ihrer Schauseite die Hüttenbezeichnung und die Jahreszahl in erhabenem Relief tragen und andererseits den sogenannten „Handelsexemplaren" für die Vermarktung in nachfolgenden Jahren, bei denen diese Vermerke im Modell gelöscht worden sind. Sowohl die originalen Etuis als auch die gedruckten erklärenden Kärtchen, mit denen die Sayner Neujahrsplaketten emittiert wurden, stellen heute besondere Seltenheiten dar, da sie zumeist verloren gegangen sind. Die Tradition der Sayner Neujahrsplaketten endete im Jahre 1865, als der Essener Industrielle Alfred Krupp die Sayner Hütte vom preußischen Staat erwarb. Die Stillegung des Sayner Hochofens erfolgte 1878, der Betrieb der Sayner Hütte wurde 1926 eingestellt.

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