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Westfälische Auktionsgesellschaft
Auction 76  7 September 2016
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Lot 562

Estimate: 200 EUR
Price realized: 280 EUR
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Medaillen
Personenmedaillen

Enver Pascha *1881 Istanbul, +1922 Baldschuan in Tadschikistan, türkischer Kriegsminister. Medaille 1916. Brustbild halbrechts zwischen Stern und Schrift / Adler auf Fahnenstange mit Halbmond und Stern . Zetzmann 3058. 33,0 mm, 14,38 g.
Schöne Patina. Vorzüglich - Stempelglanz

Damad Ismail Enver war gleichaltriger Zeitgenosse von Mustafa Kemal Atatürk. Am 3. Januar 1914 wurde er von Sultan Mehmed V. zum Kriegsminister des Osmanischen Reiches ernannt. Als die osmanische Großoffensive an der Kaukasusfront im Winter 1914/15, die Enver persönlich leitete, mit einem regelrechten Debakel endete, geriet das jungtürkische Regime schon zu Kriegsbeginn in eine prekäre Lage. Die russische Armee eröffnete daraufhin im Frühjahr 1915, auf Sympathien unter der armenischen Bevölkerung zählend, die Gegenoffensive im Osten. Zur selben Zeit unternahmen die Briten einen Landungsversuch auf der Halbinsel Gallipoli unweit Istanbuls und setzten sich dort monatelang fest. Über eine Million Armenier kamen durch massenhafte Deportationen und gezielte Massaker um. In Mittelasien schürte Enver Pascha 1916 im Zusammenhang mit dem Aufstand der Basmatschi gegen die Zarenherrschaft pantürkische Träume, was zu einer Vertrauenskrise in der deutschen Heeresführung führte. Die Lage an der Kaukasusfront verbesserte sich erst, als die russische Armee sich infolge der Oktoberrevolution 1917 auflöste. Auf Grund des Friedensvertrags von Brest-Litowsk vom 3. März 1918 konnten die Jungtürken die Rückgabe der 1878 an Russland abgetretenen Distrikte Kars, Ardahan und Batumi feiern. Im Juni 1918 ließ Enver Pascha eine '82Islamische Armee' im Kaukasus aufstellen, um Aserbaidschan mit der wichtigen Ölmetropole Baku zu erobern - was erneut Reibungen mit dem verbündeten Deutschland verursachte und zu Massakern an Armeniern in Baku führte. Wegen gravierender Fehler in der militärischen Führung, seiner Beteiligung am Völkermord an den Armeniern und seiner abenteuerlichen pantürkischen Großmachtpläne wurde Enver Pascha am 4. Oktober 1918 als Kriegsminister entlassen. Nach Unterzeichnung des für das Osmanische Reich verheerenden Waffenstillstands von Mudros am 30. Oktober musste Enver Pascha aus Istanbul fliehen. In der Nacht vom 3. zum 4. November 1918 ging Enver Pascha zusammen mit anderen führenden Jungtürken an Bord eines deutschen U-Boots, das ihn in geheimer Mission nach Odessa brachte. Die Flüchtigen, die zunächst sämtlich in Deutschland untertauchten, bevor sich ihre Wege trennten, wurden 1919 in Istanbul wegen ihrer Verantwortung für den Armeniergenozid in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
Exemplar der Auktion Peus 373, Oktober 2002, Nr. 2413.
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