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Westfälische Auktionsgesellschaft
Auction 76  7 September 2016
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Lot 607

Estimate: 125 EUR
Price realized: 170 EUR
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Medaillen
Personenmedaillen

Bronzemedaille 1846, von Fischer. Auf seinen 200. Geburtstag. Kopf nach rechts / Weibliche Gestalt legt Kranz auf ein Postament, von dem ein Adler auffliegt. Slg. Erbstein 18538, Laverrenz 219. 52,5 mm.
Stempelglanz

Leibniz war ein großer Bewunderer Peter des Großen. Jahre wartete er auf ein Treffen mit dem Zaren, auf der Suche nach einem '82großen Potentaten', der seine modernen Ideen verstand und bereit war, sie umzusetzen. 1697 reiste Leibniz nach Minden, um Zar Peter dort nach seiner Abreise aus Coppenbrügge zu erwarten. Bei sich trug er eine Denkschrift mit zahlreichen Reformvorschlägen für das Russische Reich. Ein persönliches Treffen kam nicht zustande. Es gelang ihm lediglich, mit dem Neffen des russischen Gesandten Franz Lefort, dem jungen Peter Lefort, Bekanntschaft zu machen, der mit der Gesandtschaft reiste. Über 10 Jahre später versuchte Leibniz noch einmal, mit dem Zaren zusammenzutreffen. Dieser wollte seinen Sohn, Zarewitsch Aleksej, mit der Braunschweiger Prinzessin Charlotte von Wolfenbüttel verheiraten. Im Sommer 1711 fand die Hochzeit im sächsischen Torgau an der Elbe statt, der Zar nahm persönlich an den Feierlichkeiten teil. Bei dieser Gelegenheit gelang es Leibniz endlich, eine Audienz beim Zaren zu erwirken. Das Gespräch schien erfolgreich zu sein, für den folgenden Tag war er zur Tafel des Zaren eingeladen, ihm wurde eine Stelle im russischen Staatsdienst zugesagt. Leider schien die Sache wieder im Sande zu verlaufen, auch die zugesagten Zahlungen blieben aus. Ende 1712 erreichte Leibniz bei Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, in dessen Diensten er als Bibliothekar stand, ihn als diplomatischen Vermittler zwischen Österreich und Russland nach Karlsbad zum Zaren zu schicken. Offiziell ging es um ein Bündnis zwischen den beiden Mächten gegen Frankreich, Leibniz aber wollte wieder seine Reformprojekte für Russland vorstellen. Nach dem Gespräch ließ der Zar Leibniz mitteilen, dass er ihn mit der Überarbeitung der russischen Gesetze und der Verbesserung des Gerichtswesens in Russland beauftragen wolle. Es wurde beschlossen, Leibniz den Rang eines Geheimen Justizrats zu verleihen. Erneut wurde dem Gelehrten die jährliche Zahlung einer namhaften Summe versprochen, erneut blieb diese aus. Im Sommer 1716 entschloss sich der Zar wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes erneut zu einer Kur - diesmal in Pyrmont. Bei der Gelegenheit kam es zwischen Leibniz und Peter dem Großen zu einer dritten und letzten Begegnung. Eine Woche verbrachte Leibniz im Gefolge des Zaren und begleitete ihn anschließend nach Herrenhausen bei Hannover. Leibniz hatte vorgehabt, dem Zaren in Pyrmont eine seiner großen Erfindungen zum Geschenk zu machen, eine mechanische Rechenmaschine, an der bereits lange gearbeitet wurde. Zu seinem Bedauern war das Gerät nicht rechtzeitig fertig geworden. Ein halbes Jahr später starb Leibniz - was den Zaren anging, eine nicht erfüllte Lebensaufgabe (frei nach: Manfred von Boetticher in Lomonossow Ausgabe 3/98 Sonderheft "Reformen für Russland - Leibniz und Peter I. und der Transformationsprozeß der Gegenwart).
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