NumisBids
  
Westfälische Auktionsgesellschaft
Auction 76  7 September 2016
View prices realized

Lot 675

Estimate: 100 EUR
Price realized: 175 EUR
Find similar lots
Share this lot: Share by Email
Medaillen
Personenmedaillen

Wallenberg, Raoul *1912 Lidingö, + vielleicht 1947, schwedischer Diplomat. Bronzegussmedaille 1999, von Marika Somogui. Kopf nach links vor Gitterfenster eines Gefängnisses / Vor einer Mauer Wallenberg mit weit geöffnetem großen Mantel, unter dem eine Vielzahl von Gesichtern und Händen der von ihm geretteten Juden zu sehen sind. Ca. 113 mm. Außergewöhnliche Arbeit.
Gussfrisch

Vater Raoul Wallenberg gehörte der berühmten schwedischen Bankiers- und Unternehmerfamilie an. Durch den Einfluss seiner Familie, einer der reichsten Schwedens, war es dem Sohn Raoul möglich, am 9. Juli 1944 als erster Sekretär der schwedischen Gesandtschaft mit Unterstützung des US-War Refugee Boards nach Budapest zurückzukehren, um mit Unterstützung der schwedischen Regierung Maßnahmen zur Rettung von Budapester Juden anzustreben. Seine Regierung hatte ihm eine von einem schwedischen Diplomaten in Ungarn erstellte Liste mit ca. 800 ungarischen Personen mit Beziehungen zu Schweden mitgegeben, deren Aufnahme Schweden garantierte. Wallenberg gab sogenannte Schutzpässe aus, mit deren Hilfe er Menschen jüdischen Glaubens die Ausreise ermöglichte. Gemeinsam mit dem Schweizer Gesandten Carl Lutz organisierte er die Unterbringung von Personen in über 30 Schutzhäusern, wobei er sich Tarnungen, wie 'Schwedische Bibliothek' oder 'Schwedisches Forschungsinstitut' einfallen ließ und die Gebäude mit schwedischen Flaggen kennzeichnete. Die schwedischen Schutzhäuser bildeten zusammen u. a. mit denen Spaniens ein internationales Ghetto um die Große Synagoge in Budapest, in dem sich etwa 30.000 Menschen befanden. Wallenberg gelang es mit anderen Diplomaten, auch dank amerikanischer Dollars, die große Zahl seiner Schützlinge zu versorgen, richtete in jedem Haus eine Krankenstation ein und bewahrte sie so vor dem sicheren Tod. Dagegen konnte Wallenberg den mehr als 80.000 Juden, die im auf Befehl des ungarischen Ministerpräsidenten Ferenc Sz'e1lasi im November 1944 in Budapest errichteten Ghetto zusammengepfercht waren, nur durch Lieferung von Lebensmitteln u. ä. helfen. Durch phantasievolle aber auch lebensgefährliche Aktionen gelang es ihm immer wieder, Juden vor dem sicheren Tod zu retten.
Nach dem 12. Januar 1945 wurde Wallenberg auf dem Weg nach Moskau verschleppt und unter Verdacht der Spionage zusammen mit seinem Chauffeur Langfelder in das NKWD-Gefängnis Lubjanka gebracht. Lange Zeit leugnete die Sowjetunion, dass Wallenberg sich überhaupt in der Sowjetunion befunden hatte. Am 6. Februar 1957 behauptete die Sowjetunion unter internationalem Druck in der Gromyko-Note, Raoul Wallenberg sei am 17. Juli 1947 in seiner Zelle in der Lubjanka tot aufgefunden worden und vermutlich einem Herzinfarkt erlegen. Möglicherweise ist Wallenberg aber auch gegen russische Agenten ausgetauscht worden. Schweden hat dem nie widersprochen, allerdings auch nicht bestätigt. 2010 sind neue Dokumente aufgetaucht, die ein Überleben Wallenbergs über das Jahr 1947 hinaus als 'Gefangener Nr. 7' möglich erscheinen lassen. Es gibt auch Aussagen, nach denen man ihn durch eine Giftspritze in einem Gefängnistrakt der Lubjanka getötet und auf Anordnung des Ministers für Staatssicherheit, Abakumow, ohne Obduktion verbrannt hätte, was damals eine übliche Praxis gewesen sei. Andere behaupten, er sei an einer Überdosis Psychopharmaka gestorben, die man ihm während der Verhöre verabreicht hätte. Allerdings lässt sich auch nicht ausschließen, dass das Politbüro der KPdSU mit dem Ausdruck 'Erledigung des Falls Wallenberg', der in ihrer Weisung von Mitte 1947 an das Ministerium für Staatssicherheit stand, die Liquidierung des Gefangenen in Auftrag gab.
Exemplar der Auktion Stacks Februar 2007, Nr. 928.
Question about this auction? Contact Westfälische Auktionsgesellschaft