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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 281  27-28 September 2016
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Lot 3002

Estimate: 5000 EUR
Price realized: 5500 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
SACHSEN
SACHSEN, KURFÜRSTENTUM

Moritz, 1547-1553. Silbergußmedaille, vermutlich um 1600, Arbeit eines unbekannten Künstlers nach der Dreifaltigkeitsmedaille 1544, von H. Reinhart d. Ä. PROPTER - SCELVS - POPV- LI MEI - PERCV - SSI - EVM (blumenartige Verzierung) - ESAIÆ ° - LIII Thronender Gottvater im kaiserlichen Ornat mit Krone, Zepter und Reichsapfel, vor ihm das freie, aufgelötete Kruzifix mit der Taube des Heiligen Geistes; zu den Seiten je ein betender Engel und Engelsköpfe//REGNANTE ° - MAVRITIO ° - D ° G : DVCE • SAXONIÆ, zc : GROSSVM - HVNG • LIPSIÆ HR (kursiv, verbunden) ° CVDEBAT . - AN° - • M • D • XLIIII • - MENSE • - IANV . Auf einer von zwei Engeln gehaltenen Tafel das athanasianische Glaubensbekenntnis in 22 Zeilen, darüber Schild mit IHS. 96,82 mm; 238,64 g. Habich II, 1, 1962 var.
Ein Meisterwerk der deutschen Medaillenkunst.
Vorzügliche, um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert geschaffene Arbeit

Exemplar der Auktion Fritz Rudolf Künker 119, Osnabrück 2007, Nr. 731 und der Auktion Sternberg 25, Zürich 1991, Nr. 536.
Dieses außergewöhnliche Schaustück erinnert an die besonders von Herzog Moritz vor dem Ausbruch des Schmal-
kaldischen Krieges betriebenen Einigungsbestrebungen, für die das Athanasianische Bekenntnis eine geeignete
Grundlage zu bieten schien. War doch die Trinitätslehre für beide Konfessionen ein gemeinsamer Glaubenssatz.
Die Tafelinschrift HAEC EST FIDES CATHOLICA, VT VNVM DEVM IN TRINITATE ET TRINITATEM IN
VNITATE VENEREMVR ist dem dritten Satz des Athanasianischen Glaubensbekenntnis entlehnt, die folgenden
Worte bis MAIESTAS dem fünften und sechsten Satz desselben (mit unwesentlicher Umstellung), der Schluß O
VENERANDA (usw.) ist laut Tentzel "ein Seufzer der alten Kirche" und laut Domanig einem kirchlichen Hymnus
entnommen.
Diese prachtvollste deutsche Schaumünze aller Kunstepochen hat sich in den verschiedensten Ausführungen
erhalten; viele der überkommenen Exemplare differieren voneinander. Die Schaumünze kommt mit den Jahres-
zahlen 1544, 1556, 1561, 1566, 1568, 1569 und 1574 vor, mit eigenhändiger Signatur Hans Reinharts d. Ä. und
als unsignierte Werkstattarbeit wie hier, mit verschiedenen Durchmessern, teilweise mit aufgelöteten Haar- und
Bartlocken und getrennt gegossenen Kruzifix und Zepter. Das Kruzifix ist einmal groß, das andere Mal klein
gearbeitet, in dem Schild über der Tafel der Rückseite ist das sächsische Wappen, aber auch an seiner Stelle das
Name-Jesu-Trigramm zu finden. Die Schaumünze ist weiterhin mit und ohne Blätter- und Früchtekranzrahmen
überkommen. Bei einem Exemplar sind Vorder- und Rückseite getrennt gegossen, um auf einem Bucheinband als
Appliquen befestigt zu werden; eine weitere Vorderseite der Schaumünze diente als Deckel einer Hostienbüchse.
Für die letzte datierte Schaumünze des Jahres 1574 ist die Rückseitendarstellung neu gestaltet. Bei der vorlie-
genden Schaumünze handelt es sich wohl wie bei dem Exemplar der Sammlung Felix (Auktion Adolph Hess
Nachfolger 64, Frankfurt/Main 1895, Nr. 232) um die Ausführung eines privaten Auftrages; so erklärt sich das
Name-Jesu-Trigramm auf der Rückseite anstelle des sächsischen Wappens des Herzogs Moritz.Erwähnenswert ist,
daß die Dreifaltigkeitsschaumünze in der Legende der Rückseite von Hans Reinhart d. Ä. als grossus = Groschen
(hier mehrfacher Guldengroschen) benannt, also ausdrücklich als Münze bezeichnet wird. Der Wunsch nach einer
Einigung der Konfessionen war auch in den Generationen nach Luther ein zentrales Thema des Kunst- und Geistes-
lebens. Dafür ist auch diese herrliche Medaille ein anschaulicher Beleg, die wohl am Vorabend des Dreißigjährigen
Krieges entstanden ist.

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