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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 290  15 March 2017
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Lot 3045

Estimate: 250 EUR
Price realized: 340 EUR
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DIE MÜNZEN DES HERZOGS WILHELM VON BRAUNSCHWEIG-HARBURG (1603-1642)
Kippermünzen der Münzstätte Harburg

Kipper-12 Kreuzer (Schreckenberger) o. J. (1621-1622), Harburg, mit Titel Ferdinands II. 2,04 g. Münzmeister Thomas Timpfe. Mit S : AV am Ende der Rückseitenumschrift. Bahrf. -; Slg. Kraaz -; Welter -.
Von allergrößter Seltenheit. Sehr schön +

Exemplar der Slg. Dr. Werner Koch, Auktion Dr. Busso Peus Nachf. 273, Frankfurt/Main 1970, Nr. 455.
Zu den 12-Kreuzer-Münzen der Kipperzeit schrieb Rudolf Meier:
Bereits zu Beginn der ersten Harburger Prägung, 1616, begann die Zeit der Inflation, die auch als Kipper- und Wipperzeit bezeichnet wird. Das Kippen und Wippen mit der Waage, um die schweren und guthaltigen Münzen auszusortieren, einzuschmelzen und daraus immer schlechtere kleine Sorten zu prägen, gab der Zeit den Namen. Diese kleinen oder geringen Sorten, die aus schlechter Legierung geprägt wurden, waren Nominale vom 1/16 Taler (Doppelschilling) abwärts: Groschen, Sechsling, Witten, Pfennig und letztlich der verhassten 12 Kreuzer. Alle diese Münzen wurden nach Bestimmung des Niedersächsischen Kreises geprägt bzw. nach Order Herzog Wilhelms an seinen Münzmeister. Diese Bestimmungen wurden allerdings bei den geringen Sorten nur selten eingehalten. Da die im letzten Beitrag beschriebenen 1/16 Taler nicht mehr zu verschlechtern waren, ließ Herzog Wilhelm Schreckenberger prägen. Der Harburger Schnittenmeister vereinfachte sich den Betrug am Volk, indem er die "16" im alten 1/16-Talerstempel einfach in eine "12" umgravierte und prägte damit plötzlich 12 Kreuzer! Das entsprach 4 Groschen oder 1/6 Taler statt bisher 1/16 Taler! (Deutlich zu erkennen im Fund von Waren, heute: Münzkabinett in Berlin). Außerdem wurde die Legierung herabgesetzt: Im Juni auf 8 Lot fein, im Oktober 2 Lot, dann so schlecht wie möglich "aber nicht unter 1 Loth" (6,25%). Alles habhafte Kupfer und Zinn kam in den Schmelztiegel: "Kein kupferner Topf war vor den Münzmeistern sicher!". Selbst Kirchenglocken wurden eingeschmolzen und "zu schlechter Münze" geprägt. Um das wenige Silber sichtbar zu machen ätzten die Münzohme (Münzgesellen) die kupferfarbenen Schrötlinge mit Weißsud (Weinsteinsäure), um sie weiß zu suden. Nach kurzem Umlauf wunderten sich die Bürger über die rötliche Farbe der Münzen und bemerkten den Betrug. Der Herzog nahm schließlich bei Steuerzahlung sein eigenes schlechtes Geld nicht mehr entgegen. Herzog Wilhelms Chef, Herzog Christian in Celle (reg. 1611-1633) - der selber schlechte Kippermünzen prägte, hatte bereits den Irrsinn eingesehen und verfügte am 14.9.1621 eine neue Münzordnung. Herzog Wilhelm prägte unbeeindruckt 1622 auch noch Doppelschreckenberger mit der Zahl 24 im Reichsapfel = 24 Kreuzer bzw. 1/3 Taler. Von diesen sind uns leider keine erhalten geblieben. Das Aussehen kennen wir etwa von den Nominalen Friedrich Ulrichs in Wolfenbüttel und wir haben Hinweise zum Gewicht über die Harburger aus den Probenzetteln von 1622.

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