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Auktionen Münzhandlung Sonntag
Auction 30  4-5 Jun 2019
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Lot 287

Estimate: 5000 EUR
Price realized: 6000 EUR
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Ausländische Münzen und Medaillen

Niederlande-Nassau-Oranien. Wilhelm IV. Heinrich Friso 1711-1751. Silbermedaille 1747 von Lorenz Natter (Biberach), auf seine Ernennung zum Generalstatthalter der Vereinigten Provinzen der Niederlande. Geharnischtes Brustbild mit langer Perücke in einem von Maskerons, Bändern, Ornamentstäben und Spitzenjabot verziertem Panzer mit Löwenkopfschulter nach rechts / Nach links schreitende Spes mit dem Dreiblatt in ihrer Rechten (nach dem Vorbild römischer Münzen des 2. Jahrhunderts). v.Loon 248, Nau (Lorenz Natter) p. 41, Abb. 20. 50 mm, 70,53 g
sehr selten, kleine Kratzer auf dem Revers, vorzüglich-Stempelglanz

Lorenz Natter wurde am 21.3.1705 in Biberach geboren und erlernte nach dem Schulbesuch das Goldschmiedehandwerk. Nach einer sechsjährigen Lehre begab er sich auf Wanderschaft zunächst in die Schweiz, wo er in Bern bei seinem Meister Johannes Hug die Kunst des Gemmenschneidens in sechs weiteren Jahren erlernte und Goldschmiedemeister und Stein- schneider wurde. Mit nun 25 Jahren zog er weiter über die Alpen nach Venedig - der Stadt in Italien, die schon seit dem 13. Jahrhundert für die Gemmenschneiderei bekannt war. Zwei Jahre später reiste er nach Rom, dem Zentrum der Gemmenschneidekunst seit der Antike. Dort lernte er Philipp Stosch, einen berühmten Altertumssammler kennen, der 1724 ein prachtvolles Werk mit dem lateinischen Titel "Gemmae antiquae caelatae" herausbrachte. In Rom entstanden dann auch seine ersten Gemmen, sowohl als Kameen wie als Intaglios. Zeit seines Lebens blieb Natter dieser Kunstform treu und zählt heute zu deren bedeutendsten Vertreter. Seine Gemmen wurden schon von Goethe in höchsten Tönen gelobt. 1733 schnitt er die Stempel einer Medaille auf Charles Sackville, Earl of Middlesex und späteren Herzog von Dorset, in Florenz. Ende der 30er Jahre siedelte Natter nach London über und fand Zugang zu der Antiken sammelnden High Society. Wie seine Medaille von 1741 auf König Georg II. anschaulich zeigt, wird Natter in seiner Medaillenkunst zu einem der frühesten Wegbereiter des Klassizismus. 1743 folgte der Künstler einer Einladung an den dänischen Hof in Kopenhagen. Für Christian VI. schuf er mehrere Gemmen, Wappenpetschaften und eine Medaille, zu der der König ihm Modell saß. 1744 kehrte Natter nach England zurück. 1747 entstand die vorliegende Medaille auf den Statthalter der Niederlande Wilhelm IV. Friso und 1751 die sogenannte Familienmedaille des Hauses Nassau-Oranien. Wilhelm IV. war selbst Gemmensammler und beauftragte Natter für über 30 Gemmen, die sich heute im Königlichen Münzkabinett in Den Haag befinden. Die letzten und am meisten verbreiteten Medaillen Natters sind die offiziellen Krönungsmedaillen auf König Georg III. und seine Gemahlin Charlotte von England aus dem Jahre 1761. Es kommen Exemplare beider Medaillen in Gold, Silber und Bronze vor. Am 27. Oktober 1763 starb Lorenz Natter in St. Petersburg. 1966 erschien von Elisabeth Nau das hervorragende Buch "Lorenz Natter - Gemmenschneider und Medailleur", dem die vorliegenden Informationen entnommen wurden.

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