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Gorny & Mosch
Auction 281  12 Oct 2021
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Lot 1467

Estimate: 500 EUR
Price realized: 850 EUR
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WEIMARER REPUBLIK UND DRITTES REICH.
AE Versilberte Bronzemedaille o.J. (1934), von Lauer. Auf die Palästinafahrt Leopold von Mildensteins. EIN NAZI FÄHRT NACH PALÄSTINA., Davidstern / UND ERZÄHLT - DAVON IM - Angriff, darüber Hakenkreuz. 35,5 mm. Kirschner 48. 15,94 g.
RR! Vorzüglich

Das vorliegende, äußerst seltene und historisch hochinteressante, Stück löst durch seine Umschrift sowie die parallele Verwendung des Davisterns und des Hakenkreuzes heute Verwunderung, ja sogar Befremden aus, paßt aber exakt in die offizielle Linie der Anfangsjahre der Nazi-Herrschaft, die von Beginn an auf die Vertreibung und Auswanderung der jüdischen Bevölkerung ausgerichtet war. In diesem Zusammenhang finden sich in den ersten Jahren ab 1933 verblüffenderweise immer wieder durchaus positive, ja sogar anerkennende, Äußerungen hochrangiger National-Sozialisten zum Zionismus und vor allem zur zionistischen Siedlungspolitik in Palästina; so beispielsweise auch von Reichspropagandaminister Dr. Joseph Goebbels, der sich selbst als überzeugten Zionisten bezeichnete - eine bemerkenswerte Äußerung, die selbstverständlich rein strategisch motiviert war und nur in dem oben genannten Kontext überhaupt verständlich ist. Diese Haltung, die schon kurze Zeit darauf aufgegeben wurde, sollte selbstverständlich die Auswanderungsbewegung des Zionismus in das damals durch Großbritannien als Völkerbundsmandat verwaltete Palästina befeuern und damit ganz nebenbei auch noch die ohnehin großen Schwierigkeiten der Briten in diesem Territorium verstärken.
In diesem Zusammenhang steht auch die Aktion des Journalisten und SS-Mitglieds Leopold von Mildenstein, der im Jahre 1933 zusammen mit dem in Berlin lebenden Zionisten Kurt Tuchler nach Palästina reiste, um die Auswanderung dorthin als "Lösung der Judenfrage" zu propagieren. Auf seiner Reise traf von Mildenstein unter anderen Ben Gurion und äußerste sich mit Respekt für die zionistischen Aktivitäten dort. Zurück in Deutschland schrieb von Mildenstein einige Artikel in der NS-Zeitschrift Der Angriff, in denen er die Auswanderung positiv darstellte. Von Mildenstein war es auch, der Adolf Eichmann für dessen Tätigkeit als Judenreferenten im Reichssicherheitshauptamt rekrutierte; eine Tätigkeit, die zunächst ebenfalls schwerpunkt­mäßig auf die Auswanderung der jüdischen Bevölkerung abzielte, bevor sich die Hauptverantwortlichen des Völkermords, namentlich Heinrich Himmmler und Reinhard Heydrich, mit ihrer Position durchsetzten.
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