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Frankfurter Münzhandlung Nachf. GmbH
Auction 156  4 Nov 2022
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Lot 639

Estimate: 2000 EUR
Price realized: 32 000 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN. Ostfriesland.
Münzschatzfund Altendeich Nr. 3, Kreis Norden 1922): 195 Münzen sind es noch heute, die in Form einer Losnummer in dieser Auktion angeboten werden können. Es ist viel passiert in den vergangenen 100 Jahren, seit in Osteel ein schwarzes Tongefäß, innen bräunlich ausgekleidet und 5 Gold- und 450-500 Silber- und Billonmünzen enthaltend, gefunden wurde. Damit sind nicht nur die Zeiten von Inflation und der Zweite Weltkrieg gemeint, nein auch uns unbekannte Geschehnisse und vielleicht menschliche Schicksale, welche zu einem Ausdünnen der Anzahl Stücke geführt haben. In der heutigen Zeit würde das vermutlich anders ablaufen; verurteilen wir es jedoch nicht einfach, sondern bleiben wir interessiert, was überhaupt noch nachvollziehbar ist.
Fundort und Vergrabungszeit:
Osteeler Altendeich (Kreis Norden), vor dem alten Haus Nr. 3, welches heutzutage wohl nicht mehr steht. Zumindest gibt uns die Suchmaschine Google Maps diese Nummer nicht mehr an. Anhand der heute noch dokumentierten und erhaltenen Münzen ist eine Vergrabungszeit um 1753-1755 wahrscheinlich. Hinweise zum Fund konnten in den öffentlich zur Verfügung stehenden Ressourcen keine gefunden werden. Offenbar wurde dies im Jahr 1922 nicht publik. Es existieren weder Zeichnungen noch Fotografien zu den Fundumständen, zum Tongefäß und den Münzen.
Osteel / Landkreis Aurich in Niedersachsen ist heutzutage Teil der Samtgemeinde Dorfregion Brookmerland, zu der auch die Gemeinden Leezdorf, Marienhafe, Rechtsupweg, Upgant-Schott und Wirdum gehören.
1957:
Fünfunddreißig Jahre später, im Jahr 1957, ist ein Herr Fr. T. Hülsebus (Adresse bekannt) Besitzer der, wie er meint, 221 Münzen, und er sendet diese, zusammen mit den Scherben des Tongefäßes, an Dr. Peter L. Berghaus (20.11.1919-16.11.2012) ans Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster / Westfalen zur Bearbeitung/Bestimmung. Peter Berghaus gilt heute noch als einer der bedeutendsten der Numismatiker Deutschlands. Er promovierte unter Walter Hävernik mit einer Arbeit über mittelalterliche Währungsgrenzen, wurde 1950 ans Landesmuseum in Münster berufen, dem er dann auch von 1977 bis 1984 als Direktor vorstand. Gleichzeitig war er Honorarprofessor an der Universität Münster.
Im Dezember 1957 erhielt der Besitzer die Münzen (unterdessen in vielen Papiersäckchen geordnet) mit einem ausführlichen Bestimmungsbericht wieder zurück. Es waren genau 250 Stück und nicht 221 Münzen. In seinem Begleitbrief bedankte sich Peter Berghaus, dass ihm dieser Fund zur Bearbeitung zugänglich gemacht wurde. Er verlangte für seine Bemühungen keinerlei Lohn, war er doch als Beamter für die Arbeit vom Staat bezahlt. Gerne würde er jedoch für die Sammlung des Museums zwei Exemplare (die betreffenden Papiertüten waren markiert) zum Preis von je 10.- DM erwerben. Vermutlich hat dieser Ankauf dann auch stattgefunden.
Heutiger Fundzustand:
Heute sind in der Schachtel mit den erwähnten Papiersäckchen noch 195 Münzen erhalten geblieben. Die Tonscherben sind verschwunden. Die Liste, welche P. Berghaus geschrieben hat, und sein zweiseitiger Begleitbrief sind ebenfalls vorhanden.
Alle Münzen, welche zum Teil starke Zirkulationsspuren aufweisen, teilweise aber auch recht gut erhalten sind, wurden von der Frankfurter Münzhandlung fotografisch dokumentiert. Dies soll einen ersten Schritt für eine weitere Bearbeitung darstellen. Natürlich sind die Gepräge aus Ostfriesland mit 154 Exemplaren stark vertreten, aber es kommen doch immerhin 20 weitere Münzherren mit ihrer verschiedenen Nominalen vor. Für einen Beitrag zum Münzumlauf im äußersten Nordwesten Niedersachsens wäre es zumindest eine Grundlage.
Die meisten Stücke mit Fundbelag. Ca. 195 Stücke. Schön und sehr schön.
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