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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 244  6 February 2014
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Lot 232

Estimate: 5000 EUR
Price realized: 16 000 EUR
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DEUTSCHE MÜNZEN UND MEDAILLEN
PFALZ
PFALZ-SIMMERN-SPONHEIM, GRAFSCHAFT

Ludwig Heinrich Moritz, 1655-1674. 30 Kreuzer (1/2 Gulden) 1661, Stromberg. 8,74 g. Münzmeister Johann Ludwig Hallaicher. Brustbild r. mit langen Haaren und umgelegtem Mantel//Drei Wappenschilde (Pfalz, Sponheim und Bayern) nebeneinander, darüber Helm, verziert mit zwei Büffelhörnern, zwischen denen der gekrönte, pfälzische Löwe sitzt. Exter -; Felke, Die Münzen der Herzöge von Simmern, 1981, -; Slg. Memmesh. -; Slg. Noss -; Slg. Wolff -.
Von allergrößter Seltenheit. Unediert. Vermutlich Unikum.
Attraktives, sehr schönes Exemplar mit feiner Patina

Pfalzgraf Ludwig Heinrich (Moritz) war der letzte Regent der pfälzischen Nebenlinie Simmern-Sponheim, einer Sekundogenitur der Pfälzer Kurfürsten, an die sie mit dem Tod Ludwig Heinrichs im Jahr 1674 wieder zurückfiel. Neu entstanden war die (zuvor bereits von 1410-1598 bestehende) Nebenlinie durch das Testament des Kurfürsten Friedrich IV., der seinen älteren Sohn Friedrich, den späteren Winterkönig, als Nachfolger in der Kurlinie einsetzte und seinem jüngeren Sohn Ludwig Philipp die Regierung in Simmern übertrug (reg. 1610-1655). Der Sohn Ludwig Philipps und seiner Gemahlin Marie Eleonore (Tochter des brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich) war unser Prägeherr Ludwig Heinrich. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1655 stand der noch minderjährige Pfalzgraf zunächst einige Jahre unter Vormundschaft seines Onkels, Kurfürst Karl Ludwig. Nach Erreichen der Volljährigkeit 1661 ließ Ludwig Heinrich umgehend eine Serie von Münzen prägen, zu der auch das vorliegende Stück zählt. Als Ludwig Heinrich am 3. Januar 1674 in Kreuznach kinderlos starb, fiel sein Territorium an Kurfürst Karl Ludwig.
Der vorliegende halbe Gulden von 1661 ist in der abgelegenen Münzstätte Stromberg geprägt worden, wie Eberhard Link in seinem Aufsatz "Schreibt man so eine Zwei: Bizarre Gedanken zur Datierung von Albus-Stücken aus der ephemeren Münzstätte Stromberg", erschienen in den Geldgeschichtlichen Nachrichten 207, 37. Jahrgang, 2002, S. 76-81, überzeugend nachgewiesen hat. Am 27. August 1662 beschwerte sich auf einer Münzkonferenz in Frankfurt der Vertreter des Kurfürstentums Mainz über die massenhafte Produktion minderwertiger Gulden in Stromberg durch den Simmerner Grafen und erreichte, daß die anwesenden Stände (Kurpfalz, Kurmainz, Frankfurt, Hessen-Darmstadt und Hanau) die kritisierten Gulden in ihren Kassen statt zu 60 Kreuzern nur noch zu 50 Kreuzern annehmen wollten. Analog dazu wurde der vorliegende halbe Gulden (mit der Wertangabe 30) in den erwähnten Ländern nur noch mit 25 Kreuzern bewertet.
Einen weiteren Beleg für die Prägung in Stromberg hat Link in einem Bericht des Stromberger Amtmanns Kielmann an Graf Ludwig Heinrich vom 19. August 1663 entdeckt. Kielmann berichtete über eine desaströse, durch einen Dammbruch ausgelöste Überschwemmung in Stromberg, bei der auch das für die Walzung der Münzzaine notwendige Streckwerk total zerstört wurde.
Der hier angebotene Halbgulden des Simmerner Pfalzgrafen Ludwig Heinrich aus der Münzstätte Stromberg zählt zu den größten Raritäten der mittelrheinischen Münzgeschichte.

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