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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 244  6 February 2014
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Lot 359

Estimate: 30 000 EUR
Price realized: 28 000 EUR
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HABSBURGISCHE ERBLANDE-ÖSTERREICH
RÖMISCH-DEUTSCHES REICH

Karl VI., 1711-1740. Goldenes Medaillon zu 27 Dukaten 1716, von P. Roettiers, auf die Geburt des Erzherzoges Leopold, geprägt im Auftrag der flandrischen Stadt Brügge. CAROLUS VI IMPERATOR , FLANDRIÆ COMES • Büste Karls VI. r. mit Lorbeerkranz und umgelegtem Mantel, darunter die Signatur PH : ROETT : / IUN : F : //GENUS IMMORTALE MANET Die Kaiserin nähert sich dem heiligen Leopold, der auf einer Wolke sitzt und das Neugeborene hält, l. davor schwebt die heilige Margaretha von Antiochia und hält ihren linken Arm schützend über das Kind, darüber sitzt die heilige Jungfrau mit dem Jesuskind auf Wolken in Strahlenkranz, unten der Schild von Brügge mit den Initialen S • P • Q • F • (= Senatus populusque Franconatensis), im Abschnitt Inschrift mit Chronogramm: LEOPOLDUS • E • POLO • PRODIIT / IDIBUS • APRILIS •. 53,68 mm; 93,11 g. Albert Visart de Bocarmé, Deux médailles frappées pour le Franc de Bruges, Revue belge de Numismatique 69, 1913, S. 337, Nr. 2; Kenis 3; Slg. Julius ; Slg. Montenuovo .
GOLD. Von größter Seltenheit.
Vermutlich 2. bekanntes Exemplar neben dem Exemplar im Cabinet des médailles in Brüssel.
Prachtexemplar von schönster Erhaltung. VorzüglichStempelglanz

Diese prachtvolle und wohl nur in zwei Exemplaren bekannte Goldprägung entstand anläßlich der Geburt des Erzherzoges Leopold am 13. April 1716. Sein auf der Vorderseite abgebildeter Vater war seit 1703 als Karl III. König von Spanien und kehrte nach dem völlig unerwarteten Tod seines Bruders Josef aus dem Spanischen Erbfolgekrieg zurück, um die Regierung der österreichischen Erblande anzutreten und sich zum deutschen Kaiser Karl VI. wählen zu lassen. Bereits 1713 räumte der Kaiser in der umstrittenen Pragmatischen Sanktion seinen eigenen Töchtern, falls er keine Söhne haben sollte, die Erbfolge vor den Töchtern Josefs I. ein. Als eine flandrische Delegation Mitte Februar 1716 in Wien eintraf, war Kaiserin Elisabeth Christina von Braunschweig-Blankenburg, mit der Karl VI. seit 1708 verheiratet war, hochschwanger. Man stellte fest, daß man in Wien keine Reliquie der heiligen Margaretha von Antiochia, der Patronin der Schwangeren, besaß. Ein Geistlicher der Brügger Delegation ließ umgehend ein Stück der Hand Margarethas herbeischaffen, das als Reliquie in der Diözese Brügge aufbewahrt wurde. Die Freude über die erfolgreiche Geburt am 13. April 1716 war besonders groß, weil es mit Erzherzog Leopold nun doch den langersehnten Thronfolger gab. Brügge und die Grafschaft Flandern, die sich wegen der Beschaffung der Reliquie als Helfer der geglückten Geburt verstanden, beauftragten den begabten Künstler Philippe Roettiers mit der Herstellung dieses herrlichen Medaillons, das auf der Rückseite ausdrücklich die Elemente der "Geburtshilfe" enthält: die Patronin der Schwangeren (die heilige Margaretha), den Namenspatron (der heilige Leopold), die heilige Jungfrau, die Mutter (Elisabeth Christina) und den Schild von Brügge. Die Freude über den hoffnungsvollen Thronfolger währte jedoch nicht lange, Erzherzog Leopold wurde nicht einmal sieben Monate alt, er starb bereits am 4. November 1716.
Das schöne und extrem seltene Barockmedaillon, das auch in Zusammenhang mit dem Österreichischen Erbfolgekrieg gesehen werden kann, ist ein eindrucksvolles Dokument der europäischen Geschichte des 18. Jahrhunderts.

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