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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
Auction 245  10-11 March 2014
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Lot 3

Estimate: 2500 EUR
Price realized: 7750 EUR
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EUROPÄISCHE GOLDPRÄGUNGEN
BALTIKUM
RIGA, MÜNZSTÄTTE DER SCHWEDISCHEN REGIERUNG

Christina, 1632-1654. 2 Dukaten 1646. 6,81 g. Münzmeister Marsilius Philipson. Ahlström 34 a (dort unter Erfurt); Fb. 928 (dort unter Erfurt); Neumann .

RR Attraktives Exemplar mit hübscher Goldpatina, winz. Schrötlingsfehler am Rand, sehr schön
Das vorliegende 2 Dukatenstück mit dem Porträt der Königin fast von vorn gehört zu einer Münzserie in Gold (10, 5, 2 und 1 Dukaten) und Silber (ganze und halbe Reichstaler) mit den Jahreszahlen 1645 bis 1648. Der Prägeort ist vielfach diskutiert worden. Bror Emil Hildebrand vermutete eine Stadt in Deutschland, während Hans Hildebrand - unterstützt von A.W. Stiernstedt - in Betracht zog, daß die Serie in der Münzstätte der schwedischen Regierung in Riga geprägt worden ist. Dies wurde unter anderem von A. Platbàrzdis verworfen, woraufhin die Münzen nach Erfurt gelegt wurden. Hans-Jürgen Ulonska hat jedoch darauf hingewiesen, daß die Münzstätte in Erfurt während der fraglichen Jahre geschlossen war.
Jüngst wurden neue Erkenntnisse zu diesem bisher ungelösten Rätsel der schwedischen Numismatik gewonnen. Die Zuweisung zu Riga wird nämlich vom Bericht eines Zeitzeugen unterstützt: der Franzose Alfred Jouvin reiste in den Jahren 1669 und 1670 durch Schweden und fertigte einen Reisebericht an. Über seinen Besuch in Stockholm äußert er sich sehr ausführlich und widmet drei Seiten des gedruckten Berichts den schwedischen Münzverhältnissen. Offenbar hatte er an diesem Thema besonderes Interesse und einen gut unterrichteten Informanten, er beschrieb unter anderem das Aussehen der umlaufenden Münzen. Einen Reichstaler des hier in Frage stehenden Münztyps hatte er offenbar mit eigenen Augen gesehen, weil er die Umschrift quasi korrekt angibt. Jouvin schreibt, dass der Taler in Riga geprägt worden sei, "ville & port de mer en Livonie" (= Stadt und Hafen in Livland).
Neben dieser glaubwürdigen Zeitzeugenaussage stützen auch andere Fakten die Hypothese einer Prägung in Riga. Die Münzen sind "anonym", sie zeigen weder ein Stadt- oder Provinzwappen, noch irgendeine andere Indikation des Prägeortes. Dies deutet darauf hin, daß die Prägung von der schwedischen Regierung beauftragt wurde und die Münzen folglich an einem Ort im damaligen politischen und wirtschaftlichen Einflußbereichs Schwedens ausgebracht worden sind. Es ist unwahrscheinlich, daß der Prägeort nur seit kurzer Zeit unter schwedischer Herrschaft stand. In der zweiten Hälfte der 1640er Jahre sind die Alternativen nicht besonders zahlreich. Die Auswahl ist begrenzt auf Pommern und das Baltikum, weil die Münzen nicht auf dem Gebiet des schwedischen Mutterlandes entstanden sein können. In Livland - genauer gesagt in Riga - hatte die schwedische Regierung 1644 eine eigene Münzstätte eröffnet (parallel zur städtischen), sehr zum Verdruß der städtischen Ratsherren. Ein Vertrag wurde mit dem Münzmeister Marsilius Philipson geschlossen, der hauptsächlich minderwertige Kleinmünzen prägen sollte. Für unseren Zusammenhang ist es interessant, daß sich der Münzmeister auch verpflichtete, ohne spezielle Vergütung für die schwedische Regierung Goldmünzen und Schau- oder Erinnerungsstücke anzufertigen. Diese Klausel wurde auch wiederholt, als der Münzmeisterposten im Jahr 1647 von Heinrich Jäger übernommen wurde. Auch wenn Münzabrechnungen zur Prägung von Goldmünzen in der Rigaer Münzstätte der schwedischen Regierung nicht überliefert sind, schließt das eine Ausprägung nicht aus. Während der Vasazeit wurde die Goldprägung oft getrennt von der kuranten Münzprägung in den Akten verzeichnet, weil sie in der Regel zu der Privatkasse des Königs zählte.
Die Zuweisung dieses Zweidukatenstücks zu Riga ist nicht gesichert.

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