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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 707

Estimate: 200 EUR
Price realized: 700 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL.
Romanos IV. Diogenes, 1068 - 1071 n. Chr. Zweiseitiges Siegel ø 30mm (14,51g). Vor 1068 n. Chr. Vs.: Θ - ΘE-O-ΔW-PO-C - O - CT-PA-TIΛA-THC, nimbierte Büste des hl. Theodoros Stratelates in Rüstung mit Paludamentum, Schild und Lanze. Rs.: -+- - + KE R, Θ, - TW CW ΔOV, - PWMAN, REC-T,PX, S KAT, Π A-N, TW ΔIO-ΓENI.
Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Gerhard Hirsch Nachfolger Auktion 177, 1993, Los 1419.
"Ho (hagios) Theodoros ho stratelates / K(yri)e b(oe)th(ei) to so du(lo) Roman(o) best(a)rch(e) s (= kai) kat(e)pan(o) to Diogeni"; "Der heilige Theodor, der Feldherr / Herr hilf dem deinigen Diener Romanos, (dem) Bestarches und Katepano, dem Diogenes"; - zwei frühere Siegeltypen des Romanos Diogenes sind bekannt. Sie bezeugen ihn als Patrikios & Strategos (mit Büste des hl. Demetrios): Spink 135, 1999, 61, x283 (10,70g); bzw. als Patrikios Anthypatos Bestes & Strategos (mit Büste des hl. Theodoros): Coll. Athen 134, = Stavrakos 130f, 64; Obolos 11, 2018, 783 (17,09g).
Die Familie Diogenes stammte aus Kappadokien. Konstantinos, der Vater des Romanos, war Kommandeur im Bulgarenkrieg von Kaiser Basilios II., Dux von Thessalonike, 1026 Dux von Syrmion und vielleicht dann Gouverneur von Bulgaria. 1031 wurde er des Hochverrats gegen Kaiser Romanos III. bezichtigt und ins Studites-Kloster verbannt, dann 1032 erneut angezeigt und gefoltert, so dass er Selbstmord beging; sein höchster Rang war Patrikios (M. Mathieu, Les faux Diogenes, Byzantion 22, 1952, 128-146; Guilland, Recherches I 449; Kühn 211f, 229, 234f; Jordanov, Bulgaria II 128f).
Die Dienststelle des Dux / Katepano von "Serdike", so der antike Name, hieß damals Triaditza, heute Sofia. Auch Nikephoros Melissenos ist sigillographisch als Dux von Triaditza bezeugt (s. u.).
Als Romanos Diogenes Dux von Serdike wurde, war er Patrikios und bat um Beförderung zum Bestarches, was Kaiser Konstantinos X. Dukas, 1059-1067, nicht bewilligte. Romanos zog nach Serdike und traf auf marodierende Petschenegen, die er schlug. Angesichts der nach Konstantinopel gesandten Gefangenen und der Köpfe der Getöteten erhielt Romanos nunmehr den Bestarches-Titel (Skylitzes Continuatus 121, 12-23; Kedrenos II 663; Kühn 242 mit Anm. 3; Jordanov, Bulgaria II 129). Der Titel, den Romanos bei seiner Einsetzung als Dux von Serdike trug, war allerdings nicht einfach nur Patrikios, sondern Patrikios-Anthypatos-Bestes, wie oben sigillographisch bezeugt ist. (Patrikios-Anthypatos-)Bestarches war der nächsthöhere Rang.
Nach dem Tod von Konstantinos X. Dukas, am 23. Mai 1067, konspirierte Romanos Diogenes, wurde verraten, verhaftet und zum Tod verurteilt. Wie es hieß, wegen seiner Schönheit ließ Kaiserinwitwe Eudokia Makrembolitissa ihn rehabilitieren und beförderte ihn zum Magistros und Stratelates. Am 1. Januar 1068 heiratete sie ihn, so dass er als Romanos IV. Diogenes Kaiser wurde.
"Sofort nahm er den Kampf gegen die Seldschuken auf, (...) . Mit größter Mühe versammelte er ein Heer, das überwiegend aus fremdstämmigen Söldnern - Petschenegen, Uzen, Normannen und Franken - bestand. Die beiden ersten Feldzüge (1068 und 1069) verliefen trotz allem recht glücklich, der dritte endete aber mit einer furchtbaren Niederlage, nicht zuletzt in Folge des Verrats des Andronikos Dukas, eines Sohnes des Cäsars Iohannes. Bei der armenischen Stadt Mantzikert, unweit vom Vansee, wurde das zahlenmäßig überlegene, aber heterogene und undisziplinierte Söldnerheer am 19. August 1071 von den Truppen Alp Arslans vernichtend geschlagen. Der Kaiser geriet in Gefangenschaft. Als Gefangener schloss Romanos Diogenes mit den Seldschuken einen Vertrag, der ihm ... die Freiheit wiedergab. Inzwischen hatte ihn aber die Gegenpartei in Konstantinopel auf Betreiben des Cäsars Iohannes für abgesetzt erklärt. Zunächst errichtete man eine Gesamtherrschaft der Kaiserin Eudokia und ihres ältesten Sohnes Michael Dukas, bald wurde aber die Kaiserinwitwe in ein Kloster eingeschlossen und der Pselloszögling Michael VII. zum Alleinherrscher ausgerufen (am 24. Oktober 1071). Dem aus türkischer Gefangenschaft heimkehrenden Kaiser Romanos traten die Machthaber von Konstantinopel wie einem Feind entgegen, und es entbrannte ein Bürgerkrieg. Schließlich ergab sich Romanos im Vertrauen auf ein Garantieschreiben, das, im Namen Michaels VII. von drei Metropoliten unterzeichnet, ihm volle persönliche Sicherheit versprach. Aber noch ehe er Konstantinopel erreichte, wurden ihm die Augen mit glühenden Eisen ausgebrannt. Psellos ... sandte dem geblendeten Kaiser ein Schreiben, in dem er ihn, sein Opfer, als Märtyrer glücklich pries: Gott habe ihm die Augen genommen, weil er ihn eines höheren Lichtes würdig schätzte. An den furchtbaren Wunden ist Romanos nach kurzer Zeit gestorben (Sommer 1072)" (Ostrogorsky 284f; vgl. Österreich I 129f).
Romanos Diogenes war verheiratet mit einer Tochter des Alusianos, des zweiten Sohnes des letzten Bulgaren-Zaren Ivan Vladislav. Beider Sohn Konstantinos heiratete 1068 Theodora Komnene, geboren um 1054, gestorben vor Oktober 1136, eine der Schwestern des zukünftigen Kaisers Alexios I. Komnenos, 1081-1118. Konstantinos Diogenes erhielt damals den Hofrang Kuropalates. Nach seinem Tod an der syrischen Front, 1075, ging Theodora als Nonne Xene ins Kloster (Barzos 85f, 14; Jordanov, Bulgaria II 129).
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