BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 8. Jahrhunderts.
Artemios (später Kaiser Anastasios II.). Zweiseitiges Siegel ø 23mm (12,95g). ca. 700 - 713 n. Chr. Vs.: + ΘE-OTOK-E BOH-ΘH + Vs.: + AP-TEMI-W VΠA-TW + Zacos III 1633, 2861 Tafel 196.
Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Vecchi Auktion 13, 1998, Los 1305.
Gelbbraune Patina, vz
"Theotoke boethe / Artemio hypato"; "Gottesgebärerin hilf / Artemios, (dem) Hypatos". - Von diesem Signatar ist ein weiterer Siegeltyp bekannt, mit Invokationsmonogramm und Adler (Weiser, NNB 548, 5 = Grün 25, 1999, 467 = Weiser, Peus 1323; MZ 75, 1993, 1586 (stempelgleich)). Die beiden Siegeltypen sind bisher die einzigen bekannten des Signatars, immerhin in sechs bzw. zwei Exemplaren aus je einem Bulloterion. Die Machart der Siegel, auch die Form des "Knautsch"-Omegas, weist die Siegel ins späte 7. / frühe 8. Jhdt. Wegen der Seltenheit des Namens ist klar, dass dieser Artemios der "Protasekretis" war, "Erzsekretär", der Direktor der Reichskanzlei (vgl. Dölger, Kodikellos 62ff). Seine Siegel überliefern seinen Rang: "Hypatos", (Titular-)Konsul. Am 3. Juni 713 wurde Artemios zum Kaiser Anastasios II. ausgerufen und am 4. Juni gekrönt Schon gegen Ende 715 musste er jedoch vor den Truppen des von der glücklosen Afrika-Flotte zum Kaiser erhobenen Kapitäns Apsimar kapitulieren und nach Thessalonike ins Kloster gehen. 719 zog er mit einem Bulgarenheer gen Konstantinopel; dort von den Bulgaren verraten, wurde er auf Befehl Leos am 1. Juni 719 im Kynegion enthauptet (PMBZ 236).