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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 737

Estimate: 125 EUR
Price realized: 180 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 8. Jahrhunderts.
Konon. Zweiseitiges Siegel ø 24mm (15,30g). ca. 700 - 713 n. Chr. Vs.: Kreuzmonogramm für ΘEOTOKE BOHΘEI, in den Winkeln TW - ΔOU- ΛW - COU Rs.: + KOC-NONI BA-CIΛIKW - CΠAΘA-PIW +.
Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser.
Gelbbraune Patina, vz

"Theotoke boethei to dulo su / Kononi basiliko spathario"; "Muttergottes hilf deinem Diener / Konon, (dem) basilikos Spatharios"; dieser Hofrang war die nächste Beförderungsstufe nach dem Hypatos (vgl. Zacos I 495 zu 598; Winkelmann 51-54); - Die Form des Omega, mit niedriger Mittelhaste, sehr gerundeten Seiten und schrägen Außenhastenenden, tritt auf datierten Kommerkiariersiegeln auf von 676 bis 716 (Zacos 236, 154 bis 297, 220 passim); Invokationsmonogramme mit Tetragramm kamen erst um 700 in Mode; Die Reverslegende mit Anfangs- und Endkreuz ist durch obiges Siegel des Artemios, Hypatos, für eine Zeit bis 713 gesichert. Das vorliegende Siegel Konons gehört daher sicher in die Zeit um 700/725; - "Konon" war bekanntlich der Geburtsname des späteren Kaisers Leon III. Georgios Monachos überliefert, dass der spätere Kaiser Leon III. unter Sisinnios, Strategos, als Kommandeur in Thema der Anatoliken diente und bis zum Spatharios aufstieg. Dann hätte ihn Kaiser Theodosios III. mit einer Flotte nach Unteritalien gesandt; Konon sei siegreich heimgekehrt und von Theodosios III. zum Kaiser gekrönt worden (Georgios monachos 737, 7-20, zitiert nach PMBZ 4242). Georgios Monachos, glühender Ikonoklasten-Hasser, schrieb sein vierbändiges "Chronikon syntomon" zur Zeit des Kaisers Michael III., 842-867. Das See-Abenteuer von Konon / Leon ist sicher fiktiv und aus den Ereignissen des Jahres 698 heraus gesponnen, als der Drungarios der Kibyrrhaioten Apsimar, von einem Marinefeldzug zurückkehrend Kaiser Leontios absetzte und als Tiberios III. Kaiser wurde. Außerdem übergeht Georgios die gesicherte Karriere Konons, die schon im Thema der Anatoliken über den Spatharios hinaus führte, zum Patrikios & Strategos (s. u.). Ob der Spatharios-Rang für Konon / Leon von Georgios zutreffend überliefert ist, kann daher keineswegs sicher sein. Im Übrigen passt das vorliegende feine Stück, dessen Bulloterion sicher aus der Palastschmiede der Hauptstadt stammte, nicht zu den eher groben, provinziellen Siegeln Konons als Turmarches und dann als Patrikios (s. u.). Konon, basilikos Spatharios, war daher sehr wahrscheinlich nicht der spätere Kaiser Leon III., sondern ein unbekannter, hoher Magistrat, eher in Konstantinopel als in der Provinz wirkend.
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