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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 749

Estimate: 200 EUR
Price realized: 160 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 8. Jahrhunderts.
Petros. Zweiseitiges Siegel ø 32mm (21,76g). ca. 700 - 730 n. Chr. Vs.: AΓIE ΘEWΔWPE BWIΘI AMH, Büste des hl. Theodoros. Rs.: ΠETP-OV EΠ-ICKOΠO-V AMH-N.
Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Gorny & Mosch Auktion 156, 2010, Los 910.
"Hagie Theodore boithi amen / Petru episkopu amen"; "Heiliger Theodor hilf, amen / (Siegel des) Petros, (des) Bischofs, amen." - das A von AMHN ist im Stempel über ein irriges O graviert. Auf der Vorderseite sind O durch W ersetzt, damals phonetisch gleichwertig. Das Siegel ist eine originelle, jedoch provinzielle Arbeit; zur Datierung ist wichtig, dass einerseits noch der altertümliche Genitiv-Anschluss verwendet wird (vgl. Österreich I 165f), andererseits das Stück schon recht groß ist und noch ein Heiligenbild zeigt (zum Typus vgl. Laurent V 1, 639, 821 Tafel 112: Konstantinos, Archiepiskopos Germion, dort ins 10. Jh. datiert).
Der Heilige ist weder als Militär dargestellt noch hält er das Handkreuz des Märtyrers. Damit entfallen als Möglichkeiten der Zuweisung Theodoros von Alexandria (Märtyrer), Theodoros Tiron bzw. Stratelates (beide Militärs und Märtyrer (vgl. LCI VIII 443-451 passim (C. Weigert)), ebenso der Bekenner Theodoros Studita, dargestellt als ergrauter Abt mit hoher Stirn und gegabeltem Bart, erst seit dem Konzil von 843 verehrt (LCI VIII 446f (J. Kramer)). Der auf dem Siegel abgebildete Heilige kann daher kaum ein anderer sein als der Wundertäter Theodoros Sykeota, Archimandrit des Klosters von Sykeon, seit 590 Bischof von Anastasiupolis in Galatien, gestorben 613 (LCI VIII 447 (K. G. Kaster)). Das antike Lagania wurde zu Ehren des Kaisers Anastasius I., 491-518, in "Anastasiupolis" umbenannt (heute Ruinenplatz Dikmen Hüyük, ca. 8 km südlich von Dikmen, 73 km westlich von Ankara). Die Stadt lag an der Pilgerstraße; sie gehörte zur Provinz Galatia I; das Bistum war Suffragan des Metropoliten von Ankyra. Im 7. / 9. Jhdt. sind nur drei Bischöfe bekannt, als Teilnehmer von Konzilen: Genesios (680/681), Theophilos (787) und Marianos (879) (TIB IV 125f; PMBZ 1948, 8188; zu Sykeon vgl. TIB IV 228f). Siegel eines Bischofs der Stadt Anastasiupolis scheinen bisher unbekannt zu sein.
Für die Zuweisung spricht auch, dass das Bistum auf dem Siegel nicht genannt wurde und - wegen des Bildes des exklusiven Stadtpatrons - wohl nicht genannt zu werden brauchte, wofür es etliche Beispiele gibt.
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