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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 767

Estimate: 125 EUR
Price realized: 170 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 9. Jahrhunderts.
Michael. Zweiseitiges Siegel ø 31mm (23,10g). Ca. 815 - 837 n. Chr. Vs.: Kreuzmonogramm für ΘEOTOKE BOHΘH oder KVPIE BOHΘEI, in den Winkeln radähnliche Kreise. Rs.: Komplexes dreisäuliges Blockmonogramm: Mittelsäule TW CW ΔOVΛW oder TW ΔOVΛW COV; linke Säule MIXAHΛ; rechte Säule ΠATPIKIW. Zacos Tafel 258, XLV (Vs.Monogramm); Tafel 259, LXXX (Rs.MonogrammMittelsäule).
Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Künker Auktion 20, 1991, Los 1076.

"Theotoke (oder) Kyrie boethei / to so dulo (oder) to dulo su Michael patrikio"; "Muttergottes (oder) Herr hilf / deinem Diener (oder ) deinem Diener, Michael, (dem) Patrikios"; - Die hier verwendeten Zierelemente in den Winkeln des Invokationsmonogramms scheinen sonst unbekannt zu sein; bei Zacos sind nur bezeugt: vier Punkte (3036), vier Kreuze (1396, 1399, 1412b, 1417, 1438, 1450, 1515, 1518, 1526, 1617, 3054), vier Sterne (1398, 1439, 1467, 1481, 1489, 1505, 1516, 1517, 1545, 1603, 1606, 1608, 1614, 1618, 1648, 3034), und zwei Sterne über zwei Ranken (1512). Die vier Kreuze kommen auf zwei Patriarchen-Siegeln vor, jeweils um das Monogramm für KYPIE BOH EI geschrieben: Theodotos I. Melissenos-Kassiteras, 815-821 (Metcalf, Cyprus 381f, 480) und Antonios I. Kassymatas, 821-837 (Zacos/Nesbitt 2f, 3 Tafel 1). Daher sei vorgeschlagen, das vorliegende Siegel in diesen Zeitraum zu datieren. - Dieses kunstvolle Monogramm-Ungetüm, damals ein Generationen überschreitender Archaismus (vgl. Seibt, Monogrammsiegel 21) stammt wohl von demselben Kalligraphen, der sich die Blockmonogramme des Siegels des kaiserlichen Spatharios Damianos ausgedacht hat (Zacos III 1682, 2980 Tafel 202; PMBZ 1200). Von seiner Hand stammen wohl auch die Prägestöcke der Siegel von Christophoros, dem Bischof von Numerika, wobei das Rs.-Monogramm dem Mittel-Monogramm des vorliegenden Siegels entspricht (Laurent V 1, 286f, 386 Tafel 54; Zacos II 813, 1330 Tafel 104; PMBZ 1111). Auch ein ephemeres Faszinosum könnte ein Werk des Tüftlers sein: Zacos I 639, 941 Tafel 83 (PMBZ 5010), mit beidseitiger Aufschrift + ΔΟΞΑ S AINECIC TW MONW ΘEW / TW BOHΘW MIXAHΛ ΠATPIKIW, "Doxa kai ainesis to mono theo / to boetho Michael patrikio"; "Ruhm und Ehre dem einen Gott / dem Helfer von Michael, Patrikios". - Von den 217 Signataren des Konzils von Konstantinopel, von 692, hießen nur zwei Michael (Ohme 90 und 219). Erst 811-813 regierte der erste Kaiser Michael. In PMBZ, worin Personen seit 641 bis 867 erfasst sind, kommen zwar etliche sigillographisch und epigraphisch bezeugte Patrikioi namens Michael vor: 5009, 5010, 5019, 5020, 5049-5051, 5056 (Inschrift), 5075, 5076, 5116, 5131, 5137; literarisch bezeugt sind aber nur Michael Lachanodrakon, Patrikios & Strategos ton Thrakesion, eingesetzt 766 und wohl 792 gefallen (5027); Michael Melissenos, Patrikios & Strategos ton Anatolikon, eingesetzt ebenfalls 766 und bezeugt noch einmal 771 (5028); ein Michael, Patrikios, als Klostergründer (5053); Michael Ganglianos, "patricius quondam Frigiae" (Patrikios & Strategos ton Anatolikon), bezeugt 798 (5045); Michael, Patrikios & Strategos von Sizilien, bezeugt 799 (5046); Michael, Patrikios & Sakellarios, bezeugt um 860/875 (5132). Ein Michael, Patrikios, der Zeit 815/837 ist im PMBZ literarisch nicht nachgewiesen.
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