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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 780

Estimate: 150 EUR
Price realized: 550 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 10. Jahrhunderts.
Gregorios. Zweiseitiges Siegel ø 28mm (10,68g). Vor 14. Mai 912 n. Chr. Vs.: ΘKE ROHΘEI TW CW ΔOUΛ' , Büste der Muttergottes (Theotokos Nikopoios), mit Christusbüste. Rs.: . + . - + ΓPHΓO-PIW MHTP-OΠOΛ' NIKO-MHΔEIAC - . + . (MH ligiert).
Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Gorny & Mosch Auktion 104, 2000, Los 1497.
"Th(eoto)ke boethei to so dul(o) / Gregorio metropol(ite) Nikomedeias"; "Muttergottes hilf deinem Diener / Gregorios (dem) Metropoliten von Nikomedia"; - Der Metropolit von Nikomedia rangierte in der Hierarchie der Ostkirche auf dem 7. Rang (zum Sitz vgl. Laurent V 1, 269-273; DOC.Seals III 139-142). - Gregorios von Nikomedia wird in einem Schreiben des Patriarchen Nikolaos I. Mystikos erwähnt, das er, wohl in der ersten Jahreshälfte 922, an Niketas, sandte, der seit dem 9. September 921 Erzbischof von Athen war (s. nächstes Los). In diesem Schreiben wird Niketas aufgefordert, Absetzungen unter seinen Suffraganen auf Grund der Tetragamie von Kaiser Leon VI., vom 9. Januar 907, auszusetzen, da ja sein damaliger Vorgänger im Amt, Sabas (gestorben am 3. September 913, kurze Vita im nächsten Los), nicht wegen seiner Befürwortung der Tetragamie sein Amt verloren hatte, wie auch seine Kollegen, außer Demetrios von Herakleia, Gabriel von Ankyra, Gregorios von Nikomedia und Kosmas, letzterer wegen Verleumdungen beim Papst (Grumel, Regestes II 189f, 706; vgl. auch Vita Euthymii, ed. de Boor, 62, 14f, zitiert nach Laurent V 3, 68f, zu 1708; PMBZ 22388). Die zweite Amtszeit von Nikolaos I. Mystikos dauerte vom 15. Mai 912 bis zum 15. Mai 925. Ignatios, der Nachfolger des Gregorios, ist in Briefen gegen 921 (Grumel, Regestes II 182f, 694) bzw. aus dem Jahr 945 bezeugt (Laurent V 1, 271, 377).
Bisher war nur ein Siegel eines Metropoliten Gregorios von Nikomedia bekannt mit Invokationsmonogramm mit Tetragramm (Zacos II 1100f, 1959 Tafel 137 = Laurent V 3, 68f, 1708 = DOC.Seals III 140, 83.6). Laurent zögerte nicht, das Siegel dem wohl 912 abgesetzten Metropoliten zuzuweisen, obwohl das Stück bei Zacos, und dann auch in DOC.Seals III, zutreffend früher, ins 9. Jahrhundert, datiert wird. Aus stilistischen und paläographischen Gründen ist das Stück zeitgleich mit einem Siegel eines Panaretos, basilikos Spatharios, Österreich I 323, 183 Tafel 11, das Werner Seibt "ca. 2. Hälfte 30er bis 50er Jahre 9. Jh." datierte.
So bleibt das vorliegende Stück bisher das einzige, das dem wohl 912 abgesetzten Gregorios von Nikomedia zutreffend zuzuweisen ist. Dafür spricht auch die große stilistische Ähnlichkeit mit folgendem Siegel des Niketas von Athen.
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