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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 782

Estimate: 150 EUR
Price realized: 120 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 10. Jahrhunderts.
Philochristos. Zweiseitiges Siegel ø 23mm (5,12g). 921 - 926 n. Chr. Vs.: + [KE ROHΘEI] TW CW ΔOUΛ, - Θ - Γ-E-O-P, Büste des hl. Georgios in Hoftracht mit Handkreuz. Rs.: + ΦILO-XPICT, Γ [E]- Γ ONOT, AP-XOT, S OPH-APHW.
Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser.
"O (hagios) Geor(gios) - K(yri)e boethei to so dul(o) / Philochrist(o) gegonot(i) archo(n)t(i) s (= kai) or(r)eareo"; "Der heilige Georgios - Herr hilf deinem Diener / Philochristos (dem) gewesenen Archon und Horreiarios"; - Das Omega im Heiligennamen ist als Omikron geschrieben; beide I-Laute im Horreiarios mit Eta, damals phonetisch gleichwertig; "archo(n)ti" ist ohne Ny geschrieben, vielleicht ein Hinweis auf die damalige nasalierende Aussprache. - Das Siegel folgt ikonographisch und stilistisch demjenigen von Demetrios, Metropolites von Kyzikos, um 920/925 (PMBZ 21478; Leu 7, 2020, 1982; mäßig erhaltene Exemplare: Laurent V 1, 249f, 350; Zacos/Nesbitt 243, 446 Tafel 46; DOC.seals III 98, 53, 3; vgl. auch das Siegel von Paschalios, basilikos protospatharios & protonotarios ton Armeniakon, DOC.Seals IV 65, 22.36, dessen Bulloterion derselbe Graveur geschnitten zu haben scheint). - Der Name Philochristos, "Christuslieb", war sehr selten; für die Zeit 641-1025 konnte im PMBZ kein einziger Träger dieses Namens nachgewiesen werden (ein Monogrammsiegel eines Hypatos etwa der Zeit 680/720 scheint allerdings einem Philochristos gehört zu haben: Hirsch 239, 2005, 2005 (!) (dort unbestimmt)). - Philochristos, ein Honoratior seiner leider ungenannten Stadt, bezeichnet sich als Ex-Archon, gewissermaßen als Bürgermeister außer Dienst, und als Zuständiger für das (städtische) Getreidesilo. Damit war er wie seit griechischer und römischer Zeit verantwortlich für die Getreideversorgung seiner Stadt, mit allen Konsequenzen. Zur Charge vgl. J.-C. Cheynet, Un aspect du ravitaillement de Constantinople aux Xe/XIe siècles d'après quelques sceaux d'Horreiarioi, SBS VI, 1999, 1-26. Zu diesem zivilen Amt passt das Aversbild gut, das Georgios nicht wie üblich als Soldatenheiligen zeigt, sondern "in Zivil" (vgl. LCI VI 368 Abb. 2).
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