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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 800

Estimate: 150 EUR
Price realized: 600 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 11. Jahrhunderts.
Samuel Alusianos. Zweiseitiges Siegel ø 26mm (17,09g). Ca. 1070 - 1080 n. Chr. Vs.: MHHP - ΘV, Muttergottes thront mit Christkind auf dem Schoß. Rs.: - o - + ΘKE - ROHΘEI - CAMOVHΛ - ΠPOEΔPW - S ΔOVKI TW - AΛOVCI-ANW. Jordanov, Corpus 179f, 89.
Gelbbraune Patina, Spuren von roter und blauer Tinte, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Numismatik Lanz Auktion 154, 2012, Los 613.
Vgl. Coll. Theodoridis 13ff, 2a (151) , 2b (1049) und 2c (1121) (alle stempelgleich); Seibt, Kestner-Museum, 72ff, 27 (12,8g); - GM 62, 1993, 734 = S/Z 114ff, 3.1.9 (stempelgleich); MZ 80, 1994, 723 = Hirsch 186, 1995, 1637 (stempelgleich); Spink 135, 1999, 280 (stempelgleich, 12,70g).
"Meter theu / Th(eoto)ke boethei Samuel prohedro s (= kai) duki to Alusiano"; "Mutter Gottes / Muttergottes hilf Samuel (dem) Prohedros & Dux, dem Alusianos". - Das Aversbild, in Bulgarien besonders beliebt (vgl. S/Z 114 zu 3.1.9), ähnelt der Theotokos Nikopoios, allerdings ist das Christkind nicht in eine Ronde oder ein Oval gesetzt. - Offensichtlich war Öl über die Urkunde gelaufen; aufgelöste rote und blaue Tinte lief über die Vorderseite des noch anhängenden - und wohl an der ausgerollten Urkunde herabhängenden - Siegels. Vermutlich wurden 2018 etliche Exemplare dieses Siegeltyps gefunden; sogar in Lots unbestimmter Siegel tauchten Exemplare auf: Leu 6, 2018, 1592 (zwei stempelgleiche Stücke und eines von folgendem Typ); Peus 8, 2019, 398 (vier Stücke, alle stempelgleich).
Ein sehr ähnlicher, um 30mm großer Siegeltyp trägt zusätzlich auf der Vorderseite eine Invokations-Umschrift: MH(T)HP - Θ (EO)V - + ΘKE - ROHΘ TW CW ΔOVΛW. Muttergottes thront mit Christkind auf dem Schoß von vorn / - + - CAMOVHΛ - ΠPOEΔPW - KAI ΔOVKI - TW AΛOV- `CIANW´ (Jordanov, Korpus 180f, 10-14; Jordanov, Bulgaria II 47f , 24 (Typ B) Tafel 508; Stavrakos 59f, 9; Berlin II 214f, 393 Tafel 18; S/Z 115 zu 1.3.9.; Slg. Theodoridis 13ff, 2d (11,33g); Seibt, Kestner-Museum, 72ff, 27; Ares 1, 2019, 601 (20,54g); Leu 9, 2019, 1362 (21,54g); Demos 4, 2021, 773 (unbestimmt; 14,88g); NN 103, 2021, 994 (22,19g)).
Witwe und Söhne des Bulgarenzaren Ivan Vladislav († 1018) waren in die byzantinische Aristokratie aufgenommen worden. Ivans Enkel Samuel Alusianos war Bruder der ersten Gemahlin des Generals Romanos Diogenes (s. o. sein Siegel). Als Kaiser Romanos IV. sandte dieser 1069 seinen Schwager Samuel, im Rang (Patrikios-Anthypatos-)Bestarches & Strategos, mit fünf westlichen Tagmata gegen den rebellierenden Söldnerführer Crispinus ins Gebiet der "Armenika Themata" (S/Z 114 zu 3.1.9). Samuel Alusianos verlor jedoch die Schlacht (Skylitzes cont. 134; Attaleiates 123; - Kühn 258; S/Z 114f, 3.1.9.; Jordanov, Bulgaria II 400). Diesem Signatar weist Werner Seibt "mit großer Wahrscheinlichkeit" folgendes Siegel zu: Figur des hl. Theodoros Tiron, mit Name und ohne Invokation / CAMOV-HΛ RECT-APXH, S ΔOVΞ EΔECIC - O AΛU,I-AN, (Seibt, Kestner-Museum, 74 zitiert, mit Anm. 117).
Belege für die nächsten Hofränge, Magistros < Magistros-Bestes < Magistros-Bestarches, fehlen. Den nächsthöheren Rang bezeugen Siegel des vorliegenden Typs, Prohedros & Dux. Ob diese hohe Beförderung noch zu Zeiten von Romanos IV., 1068-1071, ausgesprochen wurde oder später, ist ungewiss. Allerdings erscheint auf den Aversen der beiden Typen des Prohedros nicht Theodor Tiron, sondern die thronende Muttergottes, so dass keineswegs sicher ist, dass die Siegel des Bestarches und des Prohedros derselben Person zuzuweisen sind.
Den Signatar Samuel Alusianus, Bestarches & Strategos, mit dem Siegel: Büste des hl. Iohannes Prodromos / + KE - R, Θ T C ΔOV, - CAMOVHΛ - RECTAPX, - S CTPAT, Γ TW AΛOVC,-ANW (Jordanov, Korpus 178f, II 2; S/Z 116 zu 3.1.9.), vermutet Werner Seibt, Kestner-Museum, 74, als Neffen des obigen Prohedros & Dux.
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