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Gorny & Mosch
Auction 293  6-7 Mar 2023
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Lot 814

Estimate: 150 EUR
Price realized: 160 EUR
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BYZANTINISCHE BLEISIEGEL. Siegel des 12. / 14. Jahrhunderts.
Unbekannter Beamter. Zweiseitiges Siegel. ø 27mm (14,29g). Ca. 1250 - 1300 n. Chr. Vs.: MHHP - ΘV - H E-ΠI-C-KE- ΨI-C, Muttergottes Episkepsis, mit kleinem Christus-Medaillon (nur eine Zeile lang) steht betend. Rs.: ΛΠΛOVCΛ (!) - XEIPAC EIC E-ΠICKE IN KO-MOV CKEΠHN KAM - ΠANAΓNE ΠPA-KTEOIC ΔΙΔ-OV.
Besonders bemerkenswerte Legende! Gelbbraune Patina, vz

Ex Sammlung Prof. Dr. Wolfram Weiser; ex Gorny & Mosch Auktion 237, 2016, Los 2263.
Vgl. Wassiliou-Seibt 104f, 123 (dort insgesamt 24 Siegel und Symbola, in 13 Varianten); Lanz 164, 2017, 332 var.; Solidus 27, 2018, 771 (17,15g); Leu 7, 2019, 1614 (18,20g) (stempelgleich); Roma 56, 2019, 1298 (14,88g); NN 94, 2020, 825 (14,4g, unbestimmt); Leu 16, 2021, 4161 (12,62g); Roma 88, 2021, 1563 (13,38g).
Ein doppelter dodekasyllabischer Vers: Aplousa cheiras eis episkepsin kosmou skepen kamou, Panagne, prakteois didou; "Die Du die Hände ausstreckst zur Behütung des Kosmos; Schutz auch meinen, Allerheilige, Akten gib"; ΠHN ist ligiert; My geschrieben wie ein Monogramm für H mit T, wie es 1251 zuerst bezeugt ist und dominant bleibt bis etwa 1300 (Oikonomides, Dated DOC.Seals 162).
Zwei Beispiele für Varianten:
- Avers-End-Sigmata mit langen "Schwänzen"; Christusmedaillon hochoval, über zwei Zeilen; darunter Mariengewand ohne Musterung / Aufschrift endet ΔΙ-ΔU]; ΠP ist ligiert): GM 212, 2013, 3348;
- Avers-Legendentrennung H E-ΠI-C-KE-Ψ-IC; End-Sigmata mit langen "Schwänzen"; Christusmedaillon hochoval, über zwei Zeilen; darunter Mariengewand mit X-Musterung / + AΠΛU-CA XEIPAC EIC - EΠICKEΨIN KO-CMU CKEΠHN - KAMOV ΠANAΓN-E ΠPAKTEOI-C ΔΙΑU [!] (ΠHN und OV in KAMOV nicht ligiert, ΠP ligiert): Zacos/Nesbitt 365, 788 Tafel 77; GM 84, 1997, 6210 = Wassiliou-Seibt Tafel 2, 6 (stempelgleich); Vecchi 13, 1998, 1315 (stempelgleich).
Vielleicht besteht ein Zusammenhang mit dem in Typ, Format und Stil sehr ähnlichen Siegel des sonst unbekannten Nikolaos Kubuklisios, Sebastos, das Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt in die Zeit um 1250 datiert, mit typengleichem Avers / + KOVBOVKΛ EICIU CEBACTU - NIKOΛAOV KV-POC MONH ΠANA-ΓNE TOIC EPΓOI-C NEMOIC + (Ligaturen: OV, EI, CT, NH; M noch in herkömmlicher Schreibung; Vecchi 13, 1998, 1314 (unbestimmt) = Wassiliu-Seibt 504, 1137 (MONH zu KOPH verlesen)).
Die Benennung der Theotokos vorliegenden Typs lässt Seibt, Theotokos, 53ff, offen, verweist jedoch auf ein Steatit-Panagiarion des 14. Jh., eine Patene im Athos-Kloster Xeropotamu, auf dem die Muttergottes benannt wird als Η ΜΕΓΑΛΗ ΠΑΝΑΓΙΑ "die große Allerheilige" (Kalavrezou-Maxeiner 204f, 131 Tafel 64). Der Name ist geeigneter als "Episkepsis", weil dieses Wort den Vorgang des Behütens bezeichnet, nicht die Akteurin, die episkeptintissa, hieße, wie der Name der Tochter des Iohannes Makedon, bezeugt 1316 (PLP 6093). Auch in der Reversaufschrift des vorliegenden Siegels ist der Vorgang gemeint, so dass die Beischrift auf dem Avers ebenfalls "die Behütung" meint, nicht einen Beinamen der Theotokos.
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