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Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG
eLive Auction 77  17-19 Apr 2023
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Lot 3540

Estimate: 100 EUR
Price realized: 145 EUR
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NUMISMATIC LITERATURE
MONOGRAPHIEN, SAMMELWERKE UND AUFSÄTZE
DEUTSCHLAND
CAHN, J. Münz- und Geldgeschichte von Konstanz und des Bodenseegebietes im Mittelalter bis zum Reichsmünzgesetz von 1559. (Münz- und Geldgeschichte der im Großherzogtum Baden vereinigten Gebiete, I. Teil [Weiteres ist nicht erschienen]) Heidelberg 1911. X, 460 S., einige Abb. im Text, 10 Tfn., 1 gefaltete Übersichtskarte des Konstanzer Münzbezirks. Rotbrauner Halbleineneinband, wohl des zweiten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts, mit Eckbezügen und goldgeprägtem Rücken. Die Deckel außen bezogen mit einem Buntpapier mit einem von einem blaugrünem Netz überschnittenen olivfarbenem Grund. Der papierne Bezug der Buchdecke berieben. CS 6631; MMAG 4223.

Exemplar der Slg. Peter Fleige.
Recto auf dem Vortitelblatt in 4 Zeilen die in Tinte verfasste handschriftliche Autorenwidmung Herrn Edmund Nordheim / in Verehrung gewidmet / vom Verfasser / Frankfurt/Main. / 28. Maerz 1916. Auf dem Spiegel des Vorderdeckels das für Edmund Nordheim (* 1874 in Hamburg, gestorben 1940 in Paris) vom Monogrammisten G W geschaffenes Exlibris. Dieser Bucheigner stammte aus einer wohlsituierten jüdischen Familie, die zu den wohltätigen Förderern der Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Hamburg zählte. Zusammen mit zwei weiteren persönlich haftenden Geschäftsführern leitete er die Handelsgesellschaft "Moritz Nordheim jun." in der Katharinenstraße 20, die im großen Stil Tierhäute auch aus Übersee importierte und veräußerte. Dieses Unternehmen war aus der 1836 gegründeten Firma seines kinderlosen Großonkels Marcus Nordheim (* 1812 in Memmelsdorf, Unterfranken, gestorben 1899 in Hamburg; ursprünglich den Namen Marx Nordheimer tragend) hervorgegangen, der ein Vermögen von rund 10 Millionen Mark hinterlassen hatte. Bereits 1906 war Edmund Northeim dem Verein der Münzfreunde in Hamburg e.V. beigetreten und gehörte später auch der Österreichischen Numismatischen Gesellschaft an. 1916 erwarb er ebenfalls die Mitgliedschaft im Verein für Hamburgische Geschichte. Seine numismatische Sammlung hatte der Großkaufmann breit angelegt. Sie umfasste sowohl Münzen der Antike (Griechenland, Rom, Kelten), als auch europäische Prägungen des Mittelalters und der Neuzeit. Eine besondere Vorliebe entwickelte er für die schweizerischen Münzen. Des Weiteren verfügte er über eine numismatische Bibliothek. Doch geriet das Unternehmen während der Inflation und abermals durch die Weltwirtschaftskrise in wirtschaftliche Schieflage, so dass 1924 die Gesellschaft aufgelöst wurde und Edmund die Traditionsfirma als alleiniger Inhaber noch einige Jahre fortführte, sie aber letztendlich im Jahre 1930 einer Kommanditgesellschaft überschrieb, die aber die Verbindlichkeiten des vormaligen Inhabers sowie die an ihn gerichteten offenen Forderungen indes nicht übernahm. Bereits im Vorfeld dieses geschäftlichen Unglücks hatte Nordheim den Entschluss gefasst, seine numismatische Sammlung und Bibliothek zu veräußern. So ließ er sie von 1929 bis 1931 in Berlin und in London versteigern (Felix Schlessinger, Auktionen vom 11.11.1929 u.f.T., vom 31.3.1930 u.f.T., vom 20.10.1930 u.f.T. [beide sind mit der verschlüsselten Provenienzangabe "aus norddeutschem Besitz" ausgewiesen, stammte gar auch die gänzlich dazu zeitnah ohne Hinweis auf ihren Besitzer versteigerte "Sammlung Schweizer Münzen und Medaillen" vom 26.5.1930 u.f.T. ebenfalls aus dem Besitz von Edmund Northeim?]; Spink & Sons in Kooperation mit Glendining's, Auktion vom 3.12.1929, Glendining's, Auktion vom 9.3.1931]). Einen 429 Lose umfassenden Teil seiner Bibliothek ließ er durch Felix Schlessinger im Rahmen von dessen Auktion im Oktober 1930 auflösen. Infolge der politischen Verhältnisse emigrierte Edmund Nordheim 1933 nach Frankreich, nachdem er seine Mitgliedschaft im Verein der Münzfreunde und im Verein für Hamburgische Geschichte gekündigt hatte. Infolge der Besetzung der französischen Hauptstadt durch die deutsche Wehrmacht im Jahre 1940 verlor er jeglichen Lebenswillen und beging Suizid (Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, 96, 2010, S.172-174).
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