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SINCONA AG
Auction 90  13-15 May 2024
Pre-sale bidding for World Part 1
closes in 10 days 13 hr 30 min

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Lot 1001
  CHF
Starting price: 18 000 CHF
Current bid: None
Minimum bid: 18 000 CHF
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DEUTSCHLAND. Aachen, Reichsmünzstätte. Ludwig der Fromme, 814-840.
Solidus (814-819). Imperiale Repräsentationsprägung aus einer unbekannten Münzstätte (vielleicht Aachen). +DN HLVDOVVICVS IMP AVC Brustbild nach rechts mit Lorbeerkranz. Rv. +MVNVS DI•VINVM Kreuz in Lorbeerkranz. 4.29 g. Depeyrot 8. M./G. 515. Von grösster Seltenheit / Of the highest rarity. Sehr schön / Very fine.
(~€ 18'750/USD 20'455)

Die wenigen goldenen Solidi gehören sicherlich zu den spektakulärsten Prägungen aus der Regierungszeit Ludwigs des Frommen (814-840). Sie sind Ausdruck des Machtanspruchs des noch relativ jungen karolingischen Kaisertums und drücken seine Gleichrangigkeit mit Byzanz in Nominal, Gewicht und Münzbild aus.

Die Legende MVNVS DIVINVM ("Göttliches Geschenk") ist oftmals als Hinweis auf die unerwartete Regierung Ludwigs des Frommen gedeutet worden, dessen eigentlich für die Nachfolge bestimmten Brüder Pippin und Karl bereits vor ihm verstarben. Am 11. September 813 setzte er sich auf Befehl seines Vaters, Karls des Grossen (768-814), in der Aachener Pfalzkapelle selbst die Krone auf. Damit wurde zum ersten Mal das Kaisertum von einem Vater ohne Einflussnahme des Papstes noch zu Lebzeiten an den Sohn weitergeben.

Eine andere Erklärung ist, dass sich die Umschrift auf Kreuz und Kranz der Rückseite als Symbol der göttlichen und weltlichen Macht bezieht. Die Krone (das lat. Wort corona bedeutet sowohl "Krone" als auch "Kranz") wäre demnach als göttliches Geschenk an den Herrscher aufzufassen.

Die Prägung dieser Stücke fand vermutlich anlässlich der erneuten Krönung und Salbung am 5. Oktober 816 in Reims durch Papst Stephan IV. (816-817) statt und hat somit zeremoniellen Charakter. Alle bekannten Exemplare lassen sich auf vier Stempelpaare zurückführen, was für eine in ihrem Umfang begrenzte Emission spricht.

Als Prägeort nahm W. Hävernick Dorestad an, was für die späteren Exemplare und Nachahmungen von gröberem Stempelschnitt möglich sein mag. Der ausgesprochen "imperiale Charakter" dieser Prägung und das eindrucksvolle Porträt machen jedoch eine Prägung an einem Zentralort karolingischer Herrschaft - namentlich Aachen - wahrscheinlicher. Selbst wenn die Stücke nicht für den allgemeinen Geldverkehr gedacht waren, so sind sie dennoch als Zahlungsmittel benutzt worden, wie friesische Nachahmungen nahelegen. Es gab also wohl auch noch in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts ein gewisses Bedürfnis nach Goldgeld. In jedem Fall sind es bis zu den Augustalen Kaiser Friedrichs II. (1215-1250) die letzten Goldmünzen eines abendländischen Kaisers.

Literaturangaben:
- Coupland, S.: Money and Coinage under Louis the Pious, in: Francia 17/1, Sigmaringen 1990, S. 27.

- Hävernick, W.: Die Anfänge der karolingischen Goldprägung in Nordwesteuropa, in: HBN 6-7 (1952-1953), S. 55-60. - Kluge, B.: Numismatik des Mittelalters. Handbuch und Thesaurus Nummorum Medii Aevi, Berlin / Wien 2007, S.89. - Grierson, P. / Blackburn, M.: Medieval European Coinage, I. The early Middle Ages (5th-10th centuries), Cambridge 1986, S. 329-330.
(Quelle: Auktionskatalog Künker 239, Osnabrück, Oktober 2013)
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