SAMMLUNG WERNER JAGGI
HEILIGE ORTE, WALLFAHRTSBRAUCHTUM
Trens bei Sterzing. Unterpfand. Silbergussanhänger, hochoval, signiert P-S (Seel). Reich behangenes Mariengnadenbild, VNSER LIEBE FRAV ZV TRINS NEGST STORZING. / Der Hl. Antonius von Padua kniend vor dem auf einer Art Kommode sitzenden Jesuskinde, im Abschnitt B S A P. in drei Schriftkreisen von außen an: † ECCE CRVCEM DOMINI FVGITE PARTES ADVERSAE LEO DE / TRIBV IVDA RADIX DAVID ALLELUIA ALLELUIA / S ANTONIVS DE PAD. 40,9 x 33,5 mm. 9,48 g. Slg. Peus . Zeller 131. Pachinger 241.
Felder poliert, fast ss
Dieser Anhänger, speziell seine Rückseite, ist auf interessante Weise komponiert: Bild und Text passen nicht zueinander.
Die bildliche Darstellung führt den Betrachter nirgends direkt zum Kreuze Christi oder zu dessen Bedeutung für die Glaubenden. Dennoch ist Seel ein bestimmter, theologisch-polemischer Punkt beim Schaffen dieser Medaille so wichtig, dass er unter Verzicht auf die bildliche "Begleitung" seinen Gedanken auf gut der Hälfte der Medaillen-Rs. rein als Text entwickelt. In Anlehnung an die Tröstung aus dem Buch der Offenbarung des Johannes (vgl. Kap. 5, Vers 5) übernimmt Seel den dort geschriebenen Titel Jesu und den Aspekt seines "Sieges", um den Gläubigen in seiner Zeit Trost und Mut in der Bedrängnis zu verkünden. Die Feinde des Kreuzes - und das sind im ausgehenden 17. Jh. aus frischer Erfahrung immer noch primär die Osmanen - werden in die Flucht geschlagen, und die Gläubigen haben allen Anlass, dem Überwinder ihr Allelujah, ihren Lobgesang erschallen zu lassen.